Das geht aus einer am Dienstag in Köln und Genf veröffentlichten Studie der Organisation „Reach“ im Auftrag von Unicef hervor. Insgesamt wurden in Italien und Griechenland 850 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren interviewt.
Das Bild ist laut UN-Kinderhilfswerk in beiden Ländern sehr unterschiedlich: Während in Griechenland hauptsächlich Kinder und Jugendliche mit ihren Familien aus Syrien, dem Irak und Afghanistan eintreffen, stammen Minderjährige in den Aufnahmezentren in Sizilien meist aus afrikanischen Ländern, sind männlich und allein unterwegs. In den ersten sechs Monaten des Jahres sind rund 12.000 minderjährige Flüchtlinge in Italien angekommen, 93 Prozent von ihnen waren unbegleitet.
75 Prozent der in Italien befragten Jugendlichen haben die Entscheidung zur Flucht alleine getroffen. Neben der schwierigen politischen Lage wurden fehlende Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, aber auch familiäre Probleme oder häusliche Gewalt als Gründe angegeben. Weniger als die Hälfte hatte ursprünglich vor, nach Europa zu gehen. Vielmehr suchten die Jugendlichen zunächst in den Nachbarländern Schutz.
Die Studie lege erstmals dar, „dass es deutlich mehr Push-Faktoren gibt als gedacht, die Jugendliche aus ihrer Heimat vertreiben, und weniger Pull-Faktoren, die sie nach Europa locken“, sagte Afshan Khan, Unicef-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien.
Geflüchtete Jugendliche in Italien gaben einstimmig an, dass ihre Zeit in Libyen der schlimmste Teil ihrer Route war. 47 Prozent berichteten, dass sie dort festgehalten wurden, um Lösegeld zu erpressen. 23 Prozent sagten, dass sie willkürlich verhaftet und ohne Angabe von Gründen eingesperrt worden seien.
„Diejenigen, die Europa als Ziel hatten, wurden von der Aussicht auf weiterführende Bildung, Respekt für ihre Rechte und den Wunsch, im Leben weiterzukommen, angetrieben. Allerdings sieht die Realität, wenn sie in Europa ankommen, leider ganz anders aus“, sagte Afshan Khan.
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