Katastrophale Zustände, so die Organisation am Mittwoch, seien nun auch in der Stadt Banki, ebenfalls im Bundesstaat Borno, entdeckt worden. Dort seien mindestens 15.000 Menschen dringend auf Hilfe angewiesen. Rund 15 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind den Angaben zufolge schwer unterernährt und schweben in Lebensgefahr. „Wenn die Menschen nicht sofort Nahrungsmittel und medizinische Nothilfe bekommen, werden Mangelernährung und Krankheiten weiterhin verheerende Auswirkungen haben“, sagt Hugues Robert, Koordinator des Nothilfeeinsatzes von „Ärzte ohne Grenzen“.
Was laut Bischof Mamza, der sich gemeinsam mit den Mitarbeitern des Komitees für Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden (JDPC) in Adamawa um Binnenflüchtlinge kümmert, aber meist vergessen wird, sind die katastrophalen Bedingungen außerhalb der Flüchtlingsunterkünfte. „Viele leben in Dörfern und in sogenannten Gastgemeinschaften. Dort gibt es oft gar keine Nahrungsmittel.“ Hilfsorganisationen könnten weiterhin nicht dorthin vordringen.
Zwei Millionen Binnenflüchtlinge
Sorge bereitet ihm auch die beginnende Regenzeit. „Einige Gegenden können dadurch gar nicht mehr erreicht werden.“ In anderen, eigentlich gut zugänglichen Regionen, etwa rund um die Hauptstadt Abuja, würden viele Geflohene zudem nicht als Binnenflüchtlinge anerkannt – und erhielten somit keinerlei Unterstützung.
Ähnlich bewertet Timothy Cosmas Danjuma, JDPC-Koordinator im Bundesstaat Borno, die Lage. Trotz des internationalen Aufschreis habe es in den vergangenen Wochen kaum Verbesserungen gegeben. Es seien zwar einige internationale Hilfsorganisationen vor Ort. Der katholische Priester wünscht sich jedoch bessere Absprachen untereinander. „Manchmal leisten sie genau dieselbe Arbeit“, bemängelt er. Um tatsächlich helfen zu können, müssten zudem einige Straßen wieder geöffnet werden. „Im Zentrum von Maiduguri ist die Arbeit möglich. Aber zu vielen Dörfern haben wir noch immer keinen Zugang.“ Doch genau dort, so schätzt Danjuma, dürfte die Not am größten sein.
Wie die Lage abseits der Städte ist, davon haben sich laut der Zeitung „This Day“ (Mittwoch) auch Mitglieder des nigerianischen Repräsentantenhauses ein Bild gemacht. Sie seien zwar nicht in entlegenen Dörfern unterwegs gewesen, hätten aber das Camp von Bama besucht, so das Blatt. Dort hätten sich die Bewohner über die unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln beklagt. Den Ernährungsnotstand hatte die Zentralregierung bereits Anfang Juli ausgerufen.
Experten gehen davon aus, dass in Nigeria weiterhin rund zwei Millionen Binnenvertriebene leben, die meisten davon im Bundesstaat Borno. Dort hatte sich die Terrorgruppe Boko Haram im Jahr 2002 gegründet.
Von Katrin Gänsler (KNA)
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