Besonders hob Klaschka die Kritik Terrazas' an den negativen Folgen der Globalisierung hervor. So habe sich nach der Einschätzung des Kardinals trotz eines Schuldenerlasses für Bolivien und andere lateinamerikanische Länder die Situation im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen eher verschlechtert als verbessert. Verantwortlich machte er dafür, neben den Politikern in Lateinamerika, vor allem die internationalen Wirtschaftsordnungen und die Globalisierung. Diese führten nach Ansicht des Kardinals dazu, dass lediglich die Reichen Lateinamerikas noch reicher würden.
Kämpfer an der Seite der Armen
Terrazas, am 7. März 1936 in armen Verhältnissen in Vallegrande in der Erzdiözese Santa Cruz de la Sierra geboren, studierte in Cordoba und im französischen Lille und wurde 1962 zum Priester geweiht. Als 1967 Che Guevara in der Nähe von Terrazas‘ Heimatstadt Vallegrande erschossen wurde und man den örtlichen Pfarrer der Komplizenschaft bezichtigte, wurde Julio Terrazas als Vermittler entsandt.
In den folgenden Jahren machte sich Terrazas als entschiedener Kämpfer für die Rechte der Armen einen Namen. Für einen Wasseranschluss der Pfarrgemeinde organisierte er eine Straßenblockade und ging ins Gefängnis.
Von 1982 bis 1991 war er Bischof von Oruro, einer der ärmsten Diözesen Südamerikas. 2001 wurde er von Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben. Er ist auch Mitbegründer der seit 1987 bestehenden Partnerschaft zwischen dem Bistum Hildesheim und der katholischen Kirche von Bolivien. Eindrücklich blieb die Geste, wie er am Ende der Messe, die die Partnerschaft besiegeln sollte, sein einfaches Bischofskreuz aus Zinn abnahm und es dem Hildesheimer Bischof Josef Homeyer umhängte. Das Bistum Trier unterhält seit über 50 Jahren eine Partnerschaft zur Kirche Boliviens.
Am 25. Mai 2013 nahm Papst Franziskus seinen Rücktritt als Erzbischof von Santa Cruz an. Während der Papstreise im Juli 2015 traf sich Franziskus mit Julio Terrazas persönlich. Anschließend kam es zur Aussöhnung zwischen dem bolivianischen Präsidenten Evo Morales und Kardinal Terrazas. (KNA/Adveniat)
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