Besonders sorgt sich der Priester um jene, die nicht in Lagern untergebracht sind. Davon betroffen seien 5.000 Menschen, die in und um Yola nach einer provisorischen Unterkunft suchten. „Sie sind in zum Teil in Rohbauten untergekommen und brauchen ganz dringend Lebensmittel und medizinische Versorgung“, berichtet Kwairanga. Die Betroffenen fürchteten nun, fernab ihrer Heimatorte, auch verstärkt um ihre Sicherheit. Bei einem Anschlag auf ein Camp in Yola kamen am 11. September 7 Menschen ums Leben; weitere 20 wurden verletzt. Seitdem sind viele Menschen ängstlich. Die Schutzmaßnahmen wurden verstärkt.
Die Lage ist unübersichtlich, das bestätigt auch Hanson Ghandi Tamfu, Sprecher des UNHCR-Büros in Abuja. „Im Moment kehren Flüchtlinge aus Kamerun und Tschad zurück. Unser Büro in Bauchi berichtet uns täglich, dass immer mehr Menschen kommen und sich registrieren lassen.“
Flüchtlinge wollen zurück
Viele Flüchtlinge würden lieber heute als morgen in ihre Heimatdörfer zurückkehren. In den ländlichen Regionen gibt es viele Farmer, die ihre Felder bestellen wollen - nur so können sie ein eigenes Einkommen erwirtschaften. „Wir empfehlen aber, nur dann zurückzugehen, wenn die Bedingungen stimmen“, warnt Hanson Ghandi Tamfu. Es müsse Sicherheit und eine einigermaßen funktionierende Infrastruktur mit intakten Krankenhäusern, Apotheken und Märkte geben. „Wir alle wissen, dass das nicht der Fall ist. Deshalb raten wir dazu, lieber weiter zu warten.“
Allerdings: Die Binnenflüchtlinge bekommen nur wenig Aufmerksamkeit. Als etwa im Norden Malis im Frühjahr 2012 rund 200.000 Menschen vertrieben wurden, ging ein Aufschrei durch die internationale Gemeinschaft. In Haiti sei es ähnlich gewesen, so Stephanie Daviot. „Aber über die Krise in Nigeria wird gar nicht erst diskutiert.“
Von Katrin Gänsler (KNA)
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