„Wir können natürlich mit unserer Asylgesetzgebung im letzten nicht die Probleme des Kosovo oder Albaniens lösen“, sagte Woelki, der derzeit mit einer Caritas-Delegation beide Länder besucht. Daher müsse es ein Einwanderungsgesetz und legale Zuwanderungsmöglichkeiten geben, um Menschen eine Perspektive zu geben.
Zugleich forderte Woelki deutlich mehr Hilfen, um Kosovo und Albanien besser zu entwickeln. 60 Prozent der Kosovaren etwa lebten derzeit im Ausland, und es gebe kaum jemanden, der sich nicht in der Heimat ein Haus baue. Die Verwandten in Frankreich, Deutschland oder Großbritannien unterstützten häufig die Familien vor Ort. „Es sind hier wahnsinnig viele deutsche Autos gegenwärtig in den Ferien und zwar auch der gehobenen Marken“, sagte der Kardinal. Die Menschen im Kosovo erlebten das und wollten mit Recht genauso leben und am Wohlstand teilnehmen.
Den Menschen eine Perspektive bieten
Deshalb, so Woelki weiter, „müssen wir in diese Länder investieren, dass die Gründe wegfallen, überhaupt wegzugehen“. In Albanien hätten seit 2013 rund 400.000 Menschen das Land verlassen, und die Bevölkerung sei auf 2,8 Millionen Einwohner geschrumpft. „Das Problem ist, dass hier ein stark korruptes System an der Macht ist, dass die Menschen in ihren Lebenschancen stark eingeschränkt werden.“
So funktioniere beispielsweise das gesamte Gesundheitssystem nicht. Albanien sei ein Land mit Entwicklungschancen, aber die Menschen seien von großer Depression und Hoffnungslosigkeit befallen, weil sie keine persönlichen Perspektiven sähen. Deshalb brächen viele in andere Länder auf, weil sie dort bessere Lebensverhältnisse vorfänden.
Woelki und Neher fordern mehr politisches Engagement für Flüchtlinge
„Es kann nicht sein, dass die Europäische Union in irgendwelche Prestigeobjekte investiert, in große Autobahnbauten – wir sind gestern über eine herrliche Autobahn von Albanien in den Kosovo gefahren – nein, es muss systematisch in Menschen investiert werden“, sagte Woelki.
Auch der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, der zusammen mit Woelki nach Albanien und in den Kosovo reist, forderte die Politik auf, größere Anstrengungen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise aufzubringen. „Wenn ich mir die Lage im Mittelmeerraum oder aktuell in Mazedonien ansehe, kann man schon von Versagen sprechen“, sagte Neher der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwoch). Er halte es für „unerträglich, dass die europäischen Länder in der Flüchtlingskrise nicht in der Lage sind, zu gemeinsamen Strategien zu kommen. Es kann nicht sein, dass einige Länder keinerlei Bereitschaft erkennen lassen, Flüchtlinge aufzunehmen.“