Misereor: Deutsche Unternehmen in die Pflicht nehmen
Das katholische Hilfswerk
Misereor
appellierte an die Bundesregierung, gesetzliche Schritte zum besseren Schutz der Menschenrechte in der deutschen Außenwirtschaft einzuleiten. „Deutsche Unternehmen sollten gesetzlich verpflichtet werden, für die Einhaltung der Menschenrechte bei ihren Tochterunternehmen und Geschäftspartnern im Ausland Sorge zu tragen“, sagte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel in Aachen.
Misereor begrüßte indes am Freitag die Ankündigung zweier großer Branchenverbände des Einzelhandels und der Modeindustrie, dem vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung initiierten
Bündnis für nachhaltige Textilien
beizutreten. „Wir rufen die Unternehmen der Branche auf, nun rasch diesem Beispiel ihrer Verbände zu folgen, um gemeinsame soziale und ökologische Standards und Kontrollen bei der Herstellung von Kleidung einzuführen“, erklärte Spiegel.
Justitia et Pax-Vorsitzender begrüßt Durchbruch im Textilbündnis
Auch der Vorsitzende der
Deutschen Kommission Justitia et Pax
, Bischof Stephan Ackermann, zeigte sich erfreut über den Fortschritt im Textilbündnis. Die Schwierigkeit, die das Bündnis hier in Deutschland habe, die Unternehmen mit ins Boot zu holen, bestätigten, wie wichtig Gesprächsbereitschaft, Geduld und Vertrauensbildung gerade im Wirtschaftsgeschehen seien, erklärte Ackermann am Freitag in Trier.
Mit Blick auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen sieht der Trierer Bischof in anderen Wirtschaftsbranchen hingegen noch Nachholdbedarf. Die Textilbranche sei nur eine der vielen globalen Wertschöpfungsketten, in denen die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern verletzt würden und der soziale Dialog im Argen liege. Es sei zu hoffen, dass das Beispiel des Textilbündnisses auch für andere Bereiche der Wirtschaft Schule mache, betonte Ackermann.
Auch der Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion für Entwicklungspolitik, Uwe Kekeritz, forderte verbindliche Regeln in der globalen Lieferkette. Das Gipfeljahr 2015 biete die Chance, die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern zu verbessern.
Der Verein TransFair kritisierte: „Die Probleme in der Lieferkette beginnen bereits im Baumwollfeld.“ Millionen Kleinbauern könnten kaum vom Anbau leben, sagte Geschäftsführer Dieter Overath in Köln. Die Verbraucher könnten durch ihr Konsumverhalten und kritische Nachfragen für Veränderung sorgen.
Die Bundesregierung erstellt gegenwärtig unter Beteiligung von Wirtschaft und Zivilgesellschaft einen Aktionsplan zur Umsetzung der
UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte
. (lek mit KNA)