Menschliche Präsenz
Gerade die menschliche Präsenz von Ordensleuten in Entwicklungsprozessen ist sehr hoch einzuschätzen. Sie müssen aber ebenfalls den steigenden Ansprüchen an ihr professionelles Handeln gerecht werden. Pädagogik, Finanzmanagement, Loslassen und Übergabe von Verantwortung müssen gelernt werden.
Kontinuität der Orden
Der Erfolg so mancher Prozesse und Projekte beruht auf der Kontinuität der Orden. Wenn über Jahre, ja Jahrzehnte die gleichen Orden präsent bleiben, wenn sie an Themen kontinuierlich arbeiten, dann können sie einheimische Strukturen stärken. Problematisch ist hingegen eine Personalpolitik, die sich lediglich an den Bedürfnissen des Ordens und nicht an den Notwendigkeiten der Prozesse und Projekte vor Ort orientiert.
Zeichen des neuen Lebens
Die franziskanisch inspirierte Zuwendung zu den vielfach armgemachten und nicht anerkannten Menschen, gepaart mit der jesuitischen Unterscheidung der Geister sowie den Charismen und der Vielfalt weiterer Orden verwirklicht Kirche, so wie sie sein will: beispielhaftes Zeichen des neuen Lebens, gerecht, anerkennend, plural, schöpfungsverbunden für die Welt. Tief im Raum der Mystik und gerade so sozial und politisch engagiert.
Radikalität der Nachfolge
Für die sozial, ökologisch, politisch engagierten Ordensleute gehören Mystik und Politik zusammen zur Radikalität der Nachfolge. Dabei gibt das Ordensleben die Freiheit, neue Probleme (z.B. Flüchtlinge In Deutschland, Landrechte in Brasilien, Rohstoffe im Kongo, christliche Minderheitskontexte in Indien) anzugehen, die eigenen ethischen und theologischen Vorstellungen in diesem Kontext zu überprüfen und neue Antworten zu finden. Der Aufruf von Papst Franziskus, eine arme
Kirche für die Armen
zu sein bzw. zu werden, ist auch in mehrfacher Weise eine Herausforderung an die Orden: leben sie ihr Charisma an den Rändern der Existenz? Setzen sie ihre Ressourcen zugunsten der vielfach Armgemachten und Ausgeschlossenen von heute ein? Ist ihr Lebensstil bescheiden und nachhaltig? Mit wem gehen sie Bündnisse zu Gunsten von wem ein?
Evangelium statt Wettbewerb
Immer wieder taucht die Frage auf, ob kirchliche Entwicklungszusammenarbeit besser sei als staatliche oder die anderer Nichtregierungsorganisationen. Diese Frage führt nicht weiter. Es geht darum, das gut zu machen, was und wie sie es machen. Nicht im Sinne des Wettbewerbs, sondern aus dem Geist des Evangeliums heraus zu handeln, darauf kommt es an. Wenn Ordensleute in der Nachfolge konkret werden lassen, was Angenommen-sein vor aller Leistung, was Kreuz und Auferstehung bedeuten, dann ist ein eigener Beitrag geleistet worden. Ihr Zeugnis spricht für sich.
Von Pirmin Spiegel
Quelle:
weltweit. Das Magazin der Jesuitenmission. Ostern 2015
. Mit freundlichem Dank für die Genehmigung.