Aus akademischer Sicht ist der „islamische Andere“ in direkter Nachbarschaft der Hochschule zu finden, nämlich an der Goethe-Universität Frankfurt. Der Leiter des Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam, Bekim Agai, brachte bei dem Festakt seine Freude über den neuen „Gegenspieler“ zum Ausdruck.
Jesuit Specker wird Inhaber der Professur
Inhaber der Stiftungsprofessur wird der Jesuit Tobias Specker, der unter anderem Erfahrung als Islambeauftragter der Diözese Speyer hat. Er lehrt die Fächer Fundamentaltheologie und Dogmatik mit den Schwerpunkten Schöpfungstheologie und Religionskritik. Im Zentrum stehe dabei die Frage, wie man den christlichen Glauben aus dem Blickwinkel des Islam heraus verstehe, so Specker.
„Dann nämlich können wir Christen uns selber besser verstehen“, betonte Erzbischof Ludwig Schick in seiner Rede. Es sei wichtig, dass es in Deutschland nicht nur ein Nebeneinander der Religionen gebe, sondern, dass die religiöse Pluralität verstanden und gestaltet werde. Angesichts der politischen und kriegerischen Ereignisse in Afrika und dem Nahen Osten müsse der christlich-islamische Dialog fortgesetzt werden, „um unserer Zukunft willen“. Religionen, so Schick, sollten als Quellen des Friedens für die Gesellschaft betrachtet werden.
Ähnlich formulierte es Kardinal Tauran in seinem Vortrag. Religion sei nicht die Ursache von Konflikten, sondern könne zu ihrer Lösung beitragen. Demnach sei die Kirche zum Dialog „verurteilt“. Dabei berief er sich auf die Erklärung
Nostra Aetate
des
Zweiten Vatikanischen Konzils
(1962–1965). Darin mahne die katholische Kirche ihr Volk, dass es mit Klugheit und Liebe sowie durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen auch deren sozial-kulturellen Werte anerkenne, wahre und fördere.
Von Claudia Zeisel