Den Terror stoppen
Necat Bozan von der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) ist es ein Anliegen, dass das Thema nicht aus den Medien verschwindet. „Was im Irak geschieht, ist ein Völkermord an Jesiden und Christen“, sagt er. Menschen würden wahllos massakriert, zweijährige Kleinkinder geköpft, siebenjährige Mädchen vergewaltigt. „Unsere menschliche Pflicht ist es, nicht wegzusehen.“
Muna Korkis lebt in Münster. Die Christin stammt aus Tel Iskof, einer Kleinstadt nördlich von Mossul. Sie erzählt von zwei alten Frauen, die sich geweigert hätten, das Dorf zu verlassen, als die ISIS-Kämpfer kamen. Nach Korkis Darstellung misshandelten die Islamisten sie schwer und wollten sie zwingen, zum Islam zu konvertieren. Sie berichtet auch von einem Schwerkranken, der von Dorf zu Dorf vor der ISIS geflohen ist. Die Situation sei außerdem so schlecht, dass Menschen schon an leichten Erkrankungen stürben.
Weihbischof Geerlings forderte auf, nicht wegzuschauen: „Die Menschen brauchen unseren Schutz und unsere Hilfe.“ Die Debatte um Waffenlieferungen sei dabei „ein schweres ethisches Problem“. Die Deutsche Bischofskonferenz unterstütze dies eigentlich nicht. Es sei die letzte Möglichkeit, wenn nichts anderes mehr helfe. „Aber nachdem, was ich heute gehört habe ... Um den Terror zu stoppen, können wir nicht noch warten, bis die UNO Maßnahmen ergreift.“ Die Taten der ISIS verstießen gegen jedes Menschenrecht. „Der reine Pazifismus ist sehr schön, muss sich aber auch mit der Wirklichkeit auseinandersetzen.“ Er unterstütze das Wort der Deutschen Bischofskonferenz: Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, müsse man Schutzverantwortung übernehmen.
Doch wenn man Waffen liefere, müsse man auch andere Hilfen vorantreiben: Humanitäre Hilfen, das Sammeln von Spenden, die Arbeit von Caritas International oder die langfristige Errichtung einer Schutzzone. Aber auch die Aufnahme von Flüchtlingen. „Die Bischöfe im Irak haben Angst, dass das Christentum ganz aus dem Land verschwindet.“
Jochen Reidegeld, stellvertretender Generalvikar, betonte, dass man vor der Not im Irak nicht kapitulieren dürfe. Dazu müsse man sich anrühren lassen von der Not des Einzelnen. Die Hilflosigkeit sei ungeheuer groß: „Da werden Familie und Freunde abgeschlachtet, und die Menschen hier können nichts dagegen tun.“
Faisl Mahmud Karow steckt die Bilder mit den Gesichtern seiner Verwandten eines nach dem anderen zurück in die Mappe. Das ist alles, was ihm von ihnen bleibt. Sie haben nicht einmal ein Grab, an dem er trauern könnte.
Am 16.9. findet im Paulus-Dom in Münster um 19 Uhr ein Friedensgebet mit Christen und Jesiden aus dem Irak statt.
Von Claudia Schwarz
Mit freundlichem Dank für die Genehmigung an die Redaktion von
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