Insgesamt fünf Gruppen von je zwölf Opfern sollen in den nächsten Wochen ihre Perspektive in die Gespräche einbringen. Ausgesucht wurden sie von einer Kommission der Vereinten Nationen und der Nationalen Universität. Die katholische Kirche begleitete die Auswahl, um zu gewährleisten, dass auch wirklich alle Gruppen von Opfern bei den Verhandlungen repräsentiert werden.
„Wir müssen den Mut haben, unsere Ideologien zu überwinden und uns am Aufbau des Friedens zu beteiligen“, sagte Ana Maria Giraldo weiter. Sie selbst wolle ihren Beitrag leisten, dass das Leid der Opfer berücksichtigt werde. Wenn es jetzt nicht gelinge, endlich Frieden zu schaffen, dann werde es auch keine andere Regierung schaffen.
Sorgfältige Auswahl der Opfervertreter
Bei der Auswahl der Repräsentanten der kolumbianischen Zivilgesellschaft gingen die UN-Mitarbeiter und die nationalen Experten mit großer Sensibilität vor. So glich die Runde der ersten zwölf Opfer tatsächlich einem Spiegelbild der Leidtragenden des Bürgerkrieges: Fünf Opfer der FARC, zwei von staatlicher Gewalt, zwei weitere der Paramilitärs und drei Opfer von weiteren kleineren bewaffneten Gruppen berichteten über Leid, Folter und Terror, die sie erleiden mussten.
Dass ausgerechnet sie zum Motor dieser Friedensverhandlungen werden können, hält den beteiligten bewaffneten Gruppen einen Spiegel vor: „Wir hegen keine Rachegefühle. Dies hier ist unsere Unterstützung für die Demokratie. Wir glauben, dass wir die ethische Reserve der Gesellschaft sind“, sagte Yaneth Bautista, Schwester eines Guerillakämpfers der Bewegung M-19, der von korrupten Militärs ermordet wurde. „Wir sind mit der Sehnsucht nach Wahrheit hierhergekommen.“
In der aktuellen Verhandlungsrunde geht es zwischen FARC und Regierung explizit um die Perspektive der Opfer und um deren Entschädigung. Gelingt auch hier eine Einigung wie zuvor bereits in den Punkten Landverteilung, Drogenhandel, politische Integration der FARC, steht als nächstes der offene Punkt „Entwaffnung“ der FARC auf der Agenda. Danach könnte ein Friedensabkommen das Ende des Konflikts besiegeln.
Von Tobias Käufer