Verfolgung der Christen im Nahen Osten nimmt zu
Nach dem Wunsch des Papstes sollten die Katholiken in aller Welt bei den Kollekten an Karfreitag für ihre Glaubensgeschwister im Heiligen Land spenden. Über den seit Jahrzehnten anhaltenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hinaus hat sich die Lage besonders durch Konflikte in Syrien und Ägypten wie auch die dadurch ausgelösten Flüchtlingsströme in den Libanon und nach Jordanien deutlich zugespitzt. Mit seinem Besuch im Heiligen Land Ende Mai will Papst Franziskus den dortigen Christen Solidarität bezeugen und sie zum Verbleib in ihren Heimatländern ermutigen.
In den Ranglisten jener Staaten, die gegen die Menschenrechte und die Religionsfreiheit verstoßen, nehmen Länder wie Ägypten, Iran, Irak, Saudi-Arabien, Syrien und Türkei vordere Plätze ein. Vor allem in jüngster Vergangenheit hat sich die Anzahl der dort lebenden Christen durch Vertreibung, Zwangskonversionen und Auswanderung drastisch reduziert.
Die katholischen Bischöfe im Heiligen Land haben Anfang April davor gewarnt, dass die Art und Weise, wie teilweise im Westen von der Verfolgung der Christen im Nahen Osten gesprochen werde, dem Kalkül der dortigen Extremisten entgegenkomme. Es bestehe kein Zweifel daran, dass die Aufstände und Umwälzungen in der Region Extremisten den Weg geebnet hätten. Aber die Christen seien nicht die einzigen Betroffenen, betonen die Oberhirten in ihrer Erklärung. Auch viele gemäßigte Muslime würden Opfer der allgemeinen Gewalt und Brutalität.
Christen und Muslime gemeinsam gegen Extremismus
Zugleich räumen die Bischöfe ein, dass die Christen unter den Regimen, gegen die sich jetzt der Widerstand richte, in relativer Sicherheit gelebt hätten. Selbstkritisch fragen sie, ob es nicht besser gewesen wäre, aus Loyalität zum eigenen Glauben und aus Sorge um das Wohl der eigenen Länder „früher etwas zu sagen“ und für notwendige Reformen einzutreten. Jetzt sollten Christen und Muslime gemeinsam den extremistischen Kräften widerstehen, die Gesellschaften anstrebten, „in denen es keine Christen mehr gibt und in denen sich nur wenige Muslime zuhause fühlen würden“.
Die bedrängten Christen im Nahen Osten, schließt Volk seine Übersicht, benötigten und verdienten die Solidarität der westlichen Staatengemeinschaft. Es gehe darum, „dass die über Jahrtausende währende Tradition des orientalischen Christentums fortbestehen kann und zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht tatsächlich zu einer Art ‚Museumskirche‘ verkommt“.
Von Albert Steuer