Frage: Ein Schwerpunkt der Reise ist das katholische Schulwesen. Welche Rolle spielt kirchliche Bildung in Bezug auf den Erhalt des christlichen Lebens im Heiligen Land?
Renz: In der praktischen Religionsausübung der Christen im Heiligen Land gibt es zwar keine direkte Einschränkung, aber eben auch keine Förderung. Kirchliche Schulen, Orden, Museen und Kirchengemeinden sind somit auf die Hilfe von Christen anderer Länder angewiesen. Deshalb haben die römisch-katholische, die anglikanische und die lutherische Kirche im Jahr 2005 eine Erklärung verabschiedet zur Frage, wie wir den Christen noch mehr helfen können, damit diese im Heiligen Land bleiben können. Darin wird als erste und wichtigste Maßnahme die Gewährleistung von Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort genannt durch christliche Schulen und Ausbildungsstätten. Wir werden in Gaza und in Jerusalem christliche Schulen besuchen, in denen wir uns im Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern über deren Arbeitsbedingungen erkundigen und sie in ihrem Engagement ermutigen, Kinder und Jugendliche durch eine solide christliche Bildung in ihrer Identität als Christen zu stärken.
Frage: Sie führen während Ihres Treffens politische Gespräche mit Vertretern der israelischen Regierung und der Palästinensischen Autonomiebehörde. Auch ist ein Austausch mit diplomatischen Vertretern aus westlichen Ländern geplant. Was erhoffen Sie sich durch diesen Dialog in Bezug auf den Friedensprozess zwischen Israeli und Palästinensern?
Renz: Einerseits ist das Internationale Bischofstreffen im Heiligen Land eine pastorale und keine diplomatische oder politische Initiative. Andererseits erinnert eine solche regelmäßige Präsenz von Bischöfen aus vielen Teilen der Welt die politisch Verantwortlichen in Israel und in den Palästinensischen Autonomiegebieten auch daran, dass sich Katholiken weltweit um das Wohlergehen ihrer Glaubensgeschwister im Heiligen Land kümmern. Bei den Begegnungen mit Christen vor Ort erleben die Bischöfe ja auch unmittelbar die Auswirkungen der komplexen politischen Probleme auf das alltägliche Leben der Menschen im Land. Wenn immer wieder Bischöfe aus der ganzen Welt und im Mai nun auch
Papst Franziskus im Heiligen Land
Präsenz zeigen, dann kann und wird das dem Friedensprozess sicherlich positive Impulse vermitteln.
Das Interview führte Lena Kretschmann.