Verschleppt und vergewaltigt
Viele Ehemänner verstoßen ihre vergewaltigten Frauen. Auch Solanges Mann gab ihr zunächst den Laufpass, nachdem ihr die Flucht aus einem Rebellenlager gelang – und das, obwohl er selbst miterlebt hatte, wie sie entführt wurde: „Gegen acht am Abend kamen mehrere Männer in unser Haus. Sie fesselten meinen Mann ans Bett und sagten, sie würden ihn sofort erschießen, wenn er nur einen Ton sagt.“ Einer der Rebellen wollte sie sofort vergewaltigen, „doch die anderen sagten: ‚Sie ist so hübsch, wir müssen sie unserem Kommandanten bringen.‘
Einen Monat lang wurden die Frauen dort geschlagen und zum Sex gezwungen, dann gelang Solange mit vier weiteren die Flucht: „Wir konnten entkommen, als eines Tages ein Hubschrauber mit der Aufschrift ‚UN‘ über dem Lager kreiste und die Männer abgelenkt waren. Die Frauen trennten sich, und Solange kämpfte sich allein zwei Wochen lang durch den Dschungel – immer voller Angst, die Rebellen könnten sie erwischen.
Ihr Mann wollte nichts mehr von ihr wissen. Das Kind der Rebellen brachte sie allein zur Welt. „So werden die Frauen zweimal bestraft“, erklärt Therese vom Traumazentrum. Nach langen Gesprächen mit ihr versucht das Paar inzwischen, seinen Weg wieder gemeinsam zu gehen. Manchmal spielt Solanges Mann sogar mit dem Baby. Doch wenn es krank ist oder weint, sagt er noch heute: „Das Baby ist vom Teufel!“ So hat Solange an manchen Tagen das Gefühl, sie bekommt eine zweite Chance im Leben – „aber an manchen Tagen wünschte ich mir, die Rebellen hätten mich getötet“.
Von Harald Oppitz