Von grundlegender Bedeutung sind die Fakten, also die Darstellung dessen, wie sich der gesamte „alte“ Osten Europas seit den Wendejahren verändert hat. Dazu wird es am 29. August einen breit angelegten Überblick des Mainzer Osteuropahistorikers Prof. Dr. Jan Kusber geben. Ergänzend dazu werden in Koreferaten Prof. Dr. Jan Sokol aus Prag und Prof. Dr. Radu Preda aus Cluj-Napoca zur Entwicklung in zwei ausgewählten Ländern, Tschechien und Rumänien, Stellung beziehen. Hinweisen möchte ich außerdem auf die insgesamt acht Arbeitskreise am Nachmittag des 29. Augusts, in denen die Kongressthematik unter anderem unter den Gesichtspunkten „Umgang mit der Vergangenheit“, „Situation der jungen Generation“ und „Position der orthodoxen Kirchen zur ‚Wende‘“ vertieft werden wird.
Frage: Sie schauen nicht nur in die Vergangenheit, sondern betrachten auch die Herausforderungen, vor denen Europa gegenwärtig steht. Wo ist hier die christliche Verantwortung ganz besonders gefordert?
Dartmann: Gleich zu Beginn des Kongresses am 28. August wird durch Reinhard Kardinal Marx eine klare christliche Einordnung unter dem Titel „Verantwortliche Freiheit – Perspektiven für Europa“ erfolgen. Diese verdeutlicht, worauf es uns Christen aus West und Ost ankommen muss: die Defizite in der gegenwärtigen Entwicklung der Europäischen Union und ganz Europas aufzuzeigen. Defizite zeigen sich beispielsweise in der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise. Sie wird mit politischen und finanztechnischen Instrumenten bekämpft, die betroffenen Menschen bleiben oft aber „auf der Strecke“. Hier gilt es, gesamteuropäische Solidarität einzufordern.
Frage: Welche Erwartungen haben Sie an den Kongress? Welche Ergebnisse erhoffen Sie sich?
Dartmann: Inwieweit es ein eindeutiges Ergebnis geben wird, vermag ich im Moment nicht zu sagen. Sicher werden wir viele wichtige Beiträge zum Thema „25 Jahre ‚Wende‘ – Anmerkungen aus Sicht der Christen“ erhalten, sodass der Kongress einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Beitrag zu diesem Thema leisten kann, das im kommenden Jahr die breite Öffentlichkeit in ganz Europa beschäftigen wird.
Das Interview führte Lena Kretschmann.