38 Kirchen vollständig zerstört
Nach Informationen der GfbV sind seit Mittwoch in neun Provinzen Ägyptens 38 Kirchen vollständig zerstört und 23 weitere Kirchen, Klöster und Schulen massiv beschädigt worden. Afrika-Referent Ulrich Delius sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Angaben stützten sich auf verschiedene koptische Organisationen. Demnach wurden rund 110 Geschäfte sowie drei Hotels koptischer Christen angegriffen und geplündert. In manchen der attackierten Kirchen hätten anschließend Islamisten gebetet. Die Übergriffe geschähen vor allem außerhalb der großen Städte, so Delius.
Misereor-Partner angegriffen
Von der Eskalation der Gewalt in Ägypten sind in der vergangenen Woche auch Partner des katholischen Entwicklungshilfswerks
Misereor
in Oberägypten schwer getroffen worden: Am Mittwoch und Donnerstag hat eine Gruppe bewaffneter Männer den Campus der Hilfsorganisation Jesuit and Brothers Development Association (JBA) in der Stadt Al-Minya angegriffen und weitestgehend zerstört. Sie bedrohten die Angestellten der Organisation, plünderten die Büros und andere Teile der Gebäude, stahlen Computer, Möbel und Geld und setzten das Gebäude dann in Brand, berichtete das katholische Hilfswerk am vergangenen Freitag.
„Die Angreifer haben auch unsere Autos und Busse in Brand gesetzt, die Bibliothek und der Kindergarten sind völlig zerstört“, berichtete ein Angestellter der Organisation. „Seit Jahrzehnten arbeiten wir, Muslime und Christen, hier zusammen. Unsere Tore waren immer geöffnet. Die Menschen aus der Nachbarschaft, egal welcher Konfession, kommen hierher, vertrauen uns ihre Kinder an und nehmen an unseren Weiterbildungsprogrammen teil. Wir sind erschüttert, dass diese Arbeit aus politisch motivierten Gründen jetzt zunichte gemacht wird.“ Laut Aussage des Entwicklungshilfswerks wird Misereor seine Partnerorganisation JBA beim Wiederaufbau des Campus unterstützen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte Angriffe auf Kirchen, Krankenhäuser und öffentliche Einrichtungen in Ägypten am Wochenende als inakzeptabel verurteilt. Er rief Demonstranten und Behörden zu „maximaler Zurückhaltung“ auf.
„Wo bleibt die Solidarität?“
Indes rief der Referent in der Diözesanstelle Weltkirche des Erzbistums Köln, Nadim K. Ammann, zum Gebet für den Frieden in Ägypten aus. Der Ägypten-Experte ist erst kürzlich von einer Reise nach Kairo zurückgekehrt. Im
Missio-Blog
beklagte Ammann in der vergangenen Woche die fehlende Solidarität mit den Christen im Land am Nil. Es sei unverständlich, dass sich der Westen angesichts brennender Kirchen und getöteter Priestern immer noch für eine Einbindung der Muslimbrüder einsetze.
(KNA/Misereor/Missio Aachen)