„A common word between us and you”
Weitere Reisen in muslimisch-geprägte Länder führten den Papst nach Jordanien und den Libanon. 2008 entstand dann zwischen dem Vatikan und islamischen Vertretern ein katholisch-muslimisches Forum, das auf die Initiative
A common word between us and you
(„Kommt auf ein gemeinsames Wort zwischen uns und euch“) zurückgeht, ein an die christlichen Oberhäupter adressiertes Schreiben von 138 muslimischen Persönlichkeiten. Dieses Forum tagte mittlerweile zwei Mal und könnte künftig einen bedeutenden Stellenwert im Dialog zwischen Katholiken und Muslimen haben. Besonders versöhnliche Worte fand der Papst bei seinem Deutschlandbesuch im September 2011. In seiner Begegnung mit Repräsentanten des Islam bezeichnete er die Muslime als „Merkmal dieses Landes“.
Regensburger Rede hinterlässt bleibende Spuren
Doch trotz Besuchen, Aussagen und Gesten: Bei vielen Muslimen hat die Regensburger Rede bis heute Spuren hinterlassen und viel Kredit verspielt. Die renommierte Al-Azhar-Universität in Kairo, die sich gerne als muslimisches Pendant zum Vatikan sieht, fror vor zwei Jahren den Dialog mit dem Vatikan ein. Beide Institutionen verband seit 1998 ein Dialogabkommen; 2000 hatte Johannes Paul II. der Hochschule sogar einen Höflichkeitsbesuch abgestattet. Grund für den Abbruch der Beziehungen waren Äußerungen von Benedikt XVI. nach einem Anschlag auf Kopten in der Silvesternacht 2010/2011. Der Papst erklärte, man müsse die Christen in Ägypten und im Irak besser beschützen. In Kairo wurde das als äußere Einmischung in innere Angelegenheiten verstanden. Auch diese sensible Reaktion kann nur vor dem Hintergrund der Regensburger Rede verstanden werden.
Aus muslimischer Sicht könnte es dem Ansehen der katholischen Kirche vielleicht gut tun, wenn der nächste Papst ein Nichteuropäer wäre. Für das Verhältnis mit der islamischen Welt wäre insbesondere ein asiatischer oder ein afrikanischer Vertreter aus einem multireligiösen Herkunftsland von Vorteil. Er könnte Erfahrungen aus dem Dialog der Religionen mit ins Amt bringen. Das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen kann in Zukunft ausschlaggebend für den Weltfrieden sein. Dafür benötigt es dialogbereite Vorbilder. Nicht nur, aber auch im Vatikan."
Von Hussein Hamdan