
Profund, seriös, unabhängig
Insgesamt sechs Kirchenvertreter wird Papst Benedikt XVI. am 24. November in den Kardinalsrang erheben. Darunter auch Erzbischof Rubén Salazar Gómez, Erzbischof von Bogotá und Vorsitzender der Kolumbianischen Bischofskonferenz. Im Interview mit dem Internetportal Weltkirche spricht Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka über seine persönliche Beziehung zu dem designierten Kardinal und erklärt, welche Rolle der Erzbischof in den aktuellen Friedensgesprächen zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC-Rebellen spielt.
Aktualisiert: 11.07.2015
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Insgesamt sechs Kirchenvertreter wird Papst Benedikt XVI. am 24. November in den Kardinalsrang erheben. Darunter auch Erzbischof Rubén Salazar Gómez, Erzbischof von Bogotá und Vorsitzender der Kolumbianischen Bischofskonferenz. Im Interview mit dem Internetportal Weltkirche spricht Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka über seine persönliche Beziehung zu dem designierten Kardinal und erklärt, welche Rolle der Erzbischof in den aktuellen Friedensgesprächen zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC-Rebellen spielt.
Frage: Prälat Klaschka, Sie kennen Erzbischof Salazar Gómez persönlich. Wie haben Sie sich kennengelernt?
Prälat Klaschka: Ich habe Erzbischof Salazar vor zwei Jahren während eines Besuchs in Kolumbien kennengelernt. Er war gerade in der Nachfolge von Kardinal Pedro Rubiano Saenz zum Erzbischof von Bogotá ernannt worden. Ich habe ihn als sehr interessierten und offenen Menschen kennengelernt, der erst nach genauer Kenntnislage der Dinge urteilt. Auch habe ich ihn als einen sehr gebildeten und profunden Menschen erlebt, der sich nicht mit oberflächlichen Erklärungen abgibt. Er war im vergangenen Jahr anlässlich des Festgottesdienstes zum 50-jährigen Bestehen von Adveniat in Deutschland. Als stellvertretender Vorsitzender des Lateinamerikanischen Bischofsrates war er repräsentativ für die Bischöfe Lateinamerikas zu Gast. Dabei habe ich seine Ausgeglichenheit, seine Fähigkeit zuzuhören und sein profundes Urteil kennen- und schätzen gelernt.

Frage: In Kolumbien gilt Erzbischof Salazar als Vermittler und realistischer Beobachter politischer und gesellschaftlicher Fragen. Können Sie diesen Eindruck bestätigen?
Prälat Klaschka: Ich weiß, dass er die Geschichte und die aktuelle Situation in Kolumbien sehr genau kennt. Er ist ein profunder Beobachter der unterschiedlichen Strömungen politischer und gesellschaftlicher Art. Das zeigt sich in vielen Bereichen: Für Erzbischof Salazar ist es beispielsweise sehr wichtig, dass die Frage der Bildung stark in den Vordergrund gerückt wird. Bezogen auf die Kirche in Kolumbien setzt er sich dafür ein, dass die Laien gefördert werden. Wenn Menschenrechtsverletzungen begangen werden, mahnt er die Regierung an – nicht immer öffentlich, sondern auch in persönlichen Gesprächen mit Politikern. Er ist in der Lage, genau zu differenzieren, wann eine öffentliche Stellungnahme sinnvoll ist und wann man mehr mit einem persönlichen Gespräch erreicht. Es ist unzweifelhaft, dass er die Option der Kirche für die Armen in Lateinamerika teilt und sich für die Benachteiligten einsetzt. Insofern glaube ich, dass er in seiner Seriosität und in seinem profunden Urteil wichtige Beiträge für die Kirche und die Gesellschaft in Kolumbien und ganz Lateinamerika leisten kann.
Frage: In Bezug auf die aktuellen Friedensgespräche zwischen FARC und der kolumbianischen Regierung sagte Erzbischof Salazar, Dialog sei der einzige Weg, um zu einem Frieden zu gelangen. Welche Rolle spielt die katholische Kirche in diesem Dialogprozess?
Prälat Klaschka: Die Kirche spielt schon seit vielen Jahren eine wichtige Rolle im Dialogprozess zwischen den Rebellen und der Regierung. Die Kirche hat keine staatsfeindliche, aber doch eine regierungskritische Position. Erzbischof Salazar hat stets die Gespräche zwischen der Regierung und der FARC begleitet – zum Teil zurückhaltend, zum Teil fördernd, immer abhängig von der jeweiligen Situation. Darüber hinaus hat die Kirche in Kolumbien eine Friedenskommission eingerichtet, um den Friedensprozess in Gang zu halten. Diese Kommission wird von Adveniat mit gefördert. Die Kirche ist dabei allerdings nicht euphorisch, sondern sie schaut sich die gegebene Situation realistisch an. Vor einigen Wochen noch hat Erzbischof Salazar gefordert, dass die FARC während der Friedensgespräche auf die Gewalt verzichten soll. Dies zeigt einmal mehr, dass ihm der Friedensprozess ein wichtiges Anliegen ist. Kardinal Salazar, ein Mann der Kirche, ist in seinen Meinungsäußerungen und in seinem Handel unabhängig.
Frage: Nun wurden die Friedensgespräche diese Woche in Kuba fortgesetzt. Können Sie zum Ausgang der Gespräche schon eine Einschätzung geben?
Prälat Klaschka: Mit Einschätzungen bin ich sehr vorsichtig. Denn ich weiß, dass es zwar in der Gesellschaft Kolumbiens viele Menschen gibt, die den Prozess mit Hoffnung sehen, ebenso existieren jedoch auch Kräfte, die die Situation mit Zurückhaltung beobachten. Die vorhergegangenen Friedensverhandlungen sind gescheitert. Es liegt also an beiden Seiten, ob dieser Prozess erfolgreich verläuft. Die Tatsache, dass die Gespräche auf Kuba fortgeführt werden, ist für mich schon ein positives Zeichen. Denn wir befinden uns noch am Anfang des Dialogs, von Verhandlungen über den Frieden kann man zu dieser Zeit noch nicht sprechen. Solange aber der Dialog aufrechterhalten wird, ist dies ein hoffnungsvolles Zeichen.
Das Interview führte Lena Kretschmann