Mehr Menschen flüchten auf die Mittelmeerinsel

Pfarrer spricht von apokalyptischer Lage auf Lampedusa

Rom ‐ Die Lage auf der süditalienischen Insel Lampedusa, wo derzeit täglich bis zu tausend Menschen aus Nordafrika ankommen, spitzt sich offenbar zu.

Erstellt: 15.09.2023
Aktualisiert: 15.09.2023
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Der örtliche Pfarrer Carmelo Rizzi wird in der katholischen Tageszeitung „Avvenire“ (Donnerstag) mit den Worten zitiert: „Das ist eine echte Apokalypse“. Die Ankommenden fänden keine Plätze mehr zum Schlafen und keine Toiletten. Die Polizei sorge mit Schlagstöcken für Ordnung.

Unterdessen teilte die Gewerkschaft der Finanzpolizei mit, dass am Mittwoch nur durch einen massiven Polizeieinsatz am Hafen ein Durchbruch Hunderter Migranten verhindert worden sei. Erst danach sei wieder eine normale Arbeit im Aufnahmezentrum möglich gewesen.

Bild: © KNA

Eintreffendes Flüchtlingsboot auf Lampedusa (Archivbild)

Weiter heißt es in der Mitteilung: „Als Gewerkschaft sind wir ernsthaft besorgt bezüglich der Gesundheit und der Arbeitsbedingungen de Kollegen, die in Lampedusa für Sicherheit sorgen müssen“ Es drohe „der organisatorische Zusammenbruch“ auf der zwischen Tunesien und Sizilien gelegenen Insel.

Am Mittwoch war laut italienischen Presseberichten mit knapp 7.000 Migranten auf der von 4.500 Menschen bewohnten Insel ein neuer Höchststand erreicht worden. Ein Säugling ertrank unmittelbar nach der Überfahrt.

UN mahnen europäische Hilfe in der Notlage auf Lampedusa an

Angesichts des Notstands auf der italienischen Insel Lampedusa haben Organisationen der Vereinten Nationen die Hilfe anderer EU-Staaten angemahnt. Die Lage sei kritisch, erklärte Chiara Cardoletti, Vertreterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Italien, am Freitag in Rom. Eine Lösung erfordere die „rasche Unterstützung der Europäischen Union im Geiste der gemeinsamen Verantwortung und der Solidarität“.

Oberste Priorität habe die Entlastung Lampedusas, betonte Cardoletti. Sie lobte die Bemühungen italienischer Behörden, die nach ihren Angaben seit Donnerstag rund 5.000 Menschen von der kleinen Insel südlich von Sizilien an andere Orte Italiens gebracht hatten. Das UNHCR sei gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef, der UN-Organisation für Migration und anderen humanitären Organisationen vor Ort, um sowohl ankommende Migranten wie auch Behörden zu unterstützen.

UNHCR: Menschen zu anderen Häfen bringen

Um den Druck durch die zu Hunderten eintreffenden Migranten zu mindern, schlug die UNHCR-Vertreterin den Einsatz größerer Schiffe vor. Auf diese Weise könne man die aus dem Meer geborgenen Menschen zu anderen Häfen bringen. Nötig sei aber auch ein verbindlicher internationaler Mechanismus zur Verteilung der Bootsflüchtlinge.

Wie der italienische katholische Pressedienst SIR unter Berufung auf das nationale Rote Kreuz mitteilte, hielten sich im Erstaufnahmezentrum von Lampedusa am Freitagmorgen 3.800 Personen auf, weit jenseits der Kapazitätsgrenze. Rund 700 wurden am Vormittag von dort verlegt. Im Lauf des Tages sollten den Angaben zufolge weitere 2.500 das Zentrum verlassen.

Unterdessen meldeten italienische Medien die Ankunft Hunderter neuer Migranten. Den Berichten zufolge versuchen seit Donnerstag Freiwillige der örtlichen Pfarrei San Gerlando mit der Verteilung von Essensrationen und Trinkwasser die Not der auf Registrierung im überfüllten Aufnahmelager wartenden Menschen zu lindern.

KNA/weltkirche.de