Papst Franziskus und Victor Manuel Fernandez, Erzbischof von La Plata (Argentinien), am 2. Mai 2019 im Vatikan.
„Ghostwriter des Papstes“

Argentinischer Erzbischof wird Chef der Glaubensbehörde im Vatikan

Vatikanstadt ‐ Die vatikanische Glaubensbehörde wird künftig von Erzbischof Victor Manuel Fernandez geleitet. Papst Franziskus ernannte den früheren Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien am Samstag zum Nachfolger von Kardinal Luis Ladaria Ferrer, der den Posten seit 2017 innehatte.

Erstellt: 04.07.2023
Aktualisiert: 03.07.2023
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Das sogenannte Dikasterium für die Glaubenslehre, künftig geleitet vom jetzigen Leiter des Erzbistums La Plata, entscheidet über Lehrfragen der katholischen Kirche und ist eine der wichtigsten Behörden der römischen Kurie. Auch kirchliche Strafverfahren wegen sexuellen Missbrauchs durch Kleriker sind dort angesiedelt.

Fernandez tritt sein Amt als Glaubenspräfekt laut vatikanischer Mitteilung nach der Sommerpause Mitte September an. Er wird zugleich Präsident der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission, zweier wichtiger Beratungsgremien.

Der am 18. Juli 1962 geborene Fernandez schrieb oder entwarf in der Vergangenheit als Ghostwriter viele Reden und Texte des amtierenden Papstes. Beide stehen sich theologisch nahe. Nach der Priesterweihe 1986 spezialisierte Fernandez sich an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom in Bibelwissenschaften und erwarb einen Doktortitel an der Katholischen Universität von Argentinien mit einer Arbeit über das Verhältnis von Wissen und Leben bei dem mittelalterlichen Kirchenlehrer Bonaventura.

Nach Jahren als Hochschuldozent in seinem Heimatbistum Rio Cuarto und an der Katholischen Universität in Buenos Aires wurde Fernandez 2007 in die Vollversammlung des Rates der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik (CELAM) in Aparecida berufen. Bei dieser wegweisenden Kirchenversammlung diente er als theologischer Berater der Argentinischen Bischofskonferenz und war unter Kardinal Jorge Mario Bergoglio an der Abfassung des Schlussdokuments beteiligt.

Seit 2009 Rektor der Katholischen Universität von Argentinien, wurde Fernandez wenige Wochen nach der Wahl Bergoglios zum Papst im Juni 2013 zum Erzbischof ernannt; sein Brustkreuz, Zeichen der Amtswürde, ist ein Geschenk von Franziskus. Entgegen Erwartungen, die Fernandez auf einem einflussreichen Kurienposten in Rom sahen, berief der Papst ihn 2018 an die Spitze der Erzdiözese La Plata, die als zweitwichtigstes Bistum Argentiniens gilt.

Die Liste der Publikationen von Fernandez umfasst mehr als 300 Titel. Der inhaltliche Schwerpunkt der Bücher und Artikel liegt auf biblischen Themen und Glaubensunterweisung; weitere Felder sind soziale Fragen und der Dialog zwischen Theologie und Kultur.

Der bisherige Glaubenspräfekt Ladaria stand der Behörde seit 2017 vor. Er gehört wie Franziskus dem Jesuitenorden an. Für die katholische Kirche in Deutschland war bedeutsam, dass der von Mallorca stammende Ladaria unter anderem an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt studierte und gut deutsch spricht. Seine fünfjährige Amtszeit endete im Juni 2022. Spekulationen über die Nachfolge richteten sich zeitweise auf den Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer.

KNA