Bislang kaum über Missbrauchsfälle im Land bekannt

Neues Buch dokumentiert Missbrauch durch Priester in Brasilien

Rio de Janeiro ‐ In Brasilien sind seit 2001 mindestens 108 katholische Kleriker wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger angeklagt worden. Das geht aus einem neuen Buch hervor, dass 148 entsprechende Fälle dokumentiert.

Erstellt: 04.06.2023
Aktualisiert: 04.06.2023
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Unter den Angeklagten sollen sich Priester, Bischöfe, Erzbischöfe und eine Ordensfrau befinden. 60 Priester wurden den Angaben zufolge verurteilt. Die Übergriffe hätten in 96 Städten in 23 der 27 brasilianischen Gliedstaaten stattgefunden.

Laut dem Buch „Pedofilia na Igreja – Um dossie inedito sobre casos de abusos envolvendo padres catolicos no Brasil“ (Pädophilie in der Kirche – Ein beispielloses Dossier über Missbrauchsfälle, in die katholische Priester in Brasilien involviert sind) betrug das durchschnittliche Strafmaß der Verurteilten etwas über zwölf Jahre. Die betroffenen Priester seien im Durchschnitt 49 Jahre alt gewesen. Insgesamt habe es Schadensersatzforderungen von Seiten der Opfer in Höhe von umgerechnet 28 Millionen Euro gegeben. Gezahlt worden sei hingegen nur ein Bruchteil, nämlich insgesamt rund 190.000 Euro.

Anders als in anderen Ländern hat es bisher in Brasilien keine medienwirksamen Missbrauchsskandale gegeben. Brasiliens Bischofskonferenz hatte im Dezember 2020 eine eigene Kinderschutzkommission auf Basis der seit 2019 geltenden Normen mit dem Titel „Vos estis lux mundi“ (Ihr seid das Licht der Welt) eingerichtet. Die von Papst Franziskus erlassenen Normen regeln, wie im Fall von Missbrauchs-Verdachtsfällen vorzugehen ist. Allerdings kamen die in dem neuen Buch dokumentierten Fälle nicht durch die Arbeit der Kommission, sondern durch individuelle Anzeigen ans Licht.

KNA