Jerry Pillay, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), bei der Vollversammlung des ÖRK am 8. September 2022 in Karlsruhe.
Gespräche über russischen Angriffskrieg und gemeinsames Osterdatum

Neue Spitze des Weltkirchenrates fährt zum Antrittsbesuch beim Papst

Genf ‐ Die katholische Kirche ist nicht Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Dennoch gibt es einiges zu besprechen, berichtet ÖRK-Generalsekretärin Jerry Pillay vor dem Treffen.

Erstellt: 22.03.2023
Aktualisiert: 22.03.2023
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Die neue Spitze des Weltkirchenrates besucht den Vatikan: Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Jerry Pillay, und der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Heinrich Bedford-Strohm, absolvieren am Donnerstag ihren Antrittsbesuch bei Papst Franziskus. Das teilten beide im Gespräch mit Vertretern der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und der Konrad-Adenauer-Stiftung im schweizerischen Kanton Genf mit, wo der ÖRK seinen Sitz hat.

Auf der Agenda sollen demnach unter anderem Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine sowie der geplante gemeinsame Ostertermin 2025 stehen. In dem Jahr begeht die Christenheit das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa, eines der wichtigsten Ereignisse der Kirchengeschichte. Seit Jahrhunderten feiern West- und Ostkirchen Ostern nach unterschiedlicher Berechnung. ÖRK-Sprecherin Marianne Ejdersten nannte als weiteres mögliches Thema digitale Gerechtigkeit

Bedford-Strohm sagte, er wolle im Vatikan auch für das ökumenische Anliegen der Kirche in Deutschland werben. Er würdigte den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, der das Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ von 2019 mit Nachdruck gegenüber Rom verteidige. Der Vatikan mit dem Ökumene-Beauftragten Kardinal Kurt Koch hatte das Papier scharf kritisiert.

Bedford-Strohm zitierte den Ökumene-Kurs von Papst Franziskus mit den Worten: „Redet mit dem Herrn und schreitet voran.“ In diesem Sinne wolle er im Vatikan für weitere ökumenische Schritte werben. Auch wolle der Weltkirchenrat mit dem Papst den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erörtern.

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen oder auch Weltkirchenrat gehören derzeit 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern an. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben weltweit rund 580 Millionen Christen.

Der Weltbund wurde vor knapp 75 Jahren in Amsterdam gegründet; heute ist der Sitz in Genf. Generalsekretär ist seit Jahresbeginn der südafrikanische reformierte Theologe und Pastor Jerry Pillay (58). Der ÖRK versteht sich als Gemeinschaft von Kirchen, nicht als eine „Überkirche“. Auch das russisch-orthodoxe Moskauer Patriarchat ist Mitglied.

Die katholische Kirche ist nicht Mitglied des ÖRK. Seit 1961 nehmen aber Beobachter der katholischen Kirche teil. 1965 wurde eine Gemeinsame Arbeitsgruppe zwischen dem Vatikan und dem ÖRK gegründet. In wichtigen Kommissionen des Weltkirchenrates, so für Glauben und Kirchenverfassung sowie für Weltmission und Evangelisation, arbeiten katholische Theologen als Vollmitglieder mit.

Pillay lobte im GKP-Gespräch das vatikanische Engagement im Weltkirchenrat. Wenn die katholische Kirche auch nicht formell Mitglied sei, so verhalte sie sich doch wie eines. Das mache ihn froh. Für Pillay ist es nach eigener Aussage die vierte Begegnung mit dem Papst. Die erste war 2013 nach Amtsantritt von Franziskus. Damals war Pillay erster Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen.

KNA