Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien
Über 3.000 Tote befürchtet

Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien

Bonn ‐ Eine Serie starker Erdbeben hat am Montagmorgen im Süden der Türkei und im Norden Syriens zu großen Schäden und einer hohen Anzahl von Todesopfern geführt. Bischof Bätzing ruft zu Solidarität und Unterstützung auf.

Erstellt: 06.02.2023
Aktualisiert: 08.02.2023
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Die US-Erdbebenwarte registrierte alleine am Montagvormittag 33 Erdbeben in der syrisch-türkischen Grenzregion, die stärksten mit Werten von 6,7; 7,5 und 7,8 auf der Richterskala, jeweils in einer Tiefe zwischen 10 und 20 Kilometern. Neben der Stärke hat auch die Tiefe des Bebens hat Einfluss auf die Auswirkungen eines Erdbebens. Die Epizentren der meisten Beben lag im Umfeld der Millionenstadt Gaziantep. Auch im Libanon und auf Zypern waren die Erdstöße zu spüren.

Durch das Erdbeben stürzten zahlreiche Häuser ein, viele Menschen wurden verschüttet. Nach Medienberichten starben über 3.000 Menschen durch die Folgen des Bebens. Währenddessen müssen viele Menschen die kommenden Tage im Freien verbringen, obwohl die Temperaturen im Südosten der Türkei derzeit um den Gefrierpunkt liegen, teilweise liegt Schnee.

Katastrophenhilfe läuft an

Zahlreiche Länder und Organisationen haben derweil mit Hilfsmaßnahmen begonnen. Gegenüber dem vatikanischen Pressedienst Asianews kündigte der für den Osten der Türkei zuständige Bischof Paolo Bizzeti Hilfsmaßnahmen für die betroffene Bevölkerung an. In einem ersten Schritt habe die Kirche ihre Gebäude als Notunterkunft geöffnet, auch ein Gotteshaus, sagte der Verantwortliche für Caritas Anatolien, John Farhad Sadredin. In der Mittelmeer-Hafenstadt Iskenderun ist das offenbar nicht mehr möglich, die dortige Kathedrale wurde durch das Beben zerstört. Auch die Zerstörung der Landebahn des Flughafens Hatay erschwert die Rettungsarbeiten.

In Syrien kündigte die katholische Kirche ebenfalls Hilfe an. Unterschiedliche christliche Organisationen würden tätig, sagte der chaldäische Bischof von Aleppo und frühere Präsident von Caritas Syrien, Antoine Audo, dem Pressedienst Asianews. In der ganzen Millionenstadt Aleppo seien Gebäude beschädigt, sagte Audo – „erst der Krieg, der so viele Schäden verursacht hat, und jetzt das Erdbeben“. Auch auf das Bischofshaus seien Trümmer von einer benachbarten Moschee gefallen, als deren Minarett teilweise einstürzte, so Audo. 

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Angesichts der Hunderten Toten und Verletzten bat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, um Solidarität und Unterstützung. „Ich rufe dazu auf, die Katastrophenhilfe von Caritas international zu unterstützen“, sagte er am Montag in Bonn der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auch dankte er allen Rettungs- und Hilfsteams, die aus vielen Teilen der Welt in die Region unterwegs seien.

Der Limburger Bischof zeigte sich tief erschüttert. „Meine Gedanken sind bei den vielen Toten und deren Angehörigen. Die Bilder des verheerenden Erdbebens machen sprachlos. Die Naturgewalt hat Leben ausgelöscht und Not entfacht.“ Er sei allen in der Erdbebenregion der Türkei und in Syrien verbunden, „auch den Christen, die mit der Katastrophe ihre zentrale Kirche in Iskenderun verloren haben“.

Malteser International hat derweil ein Nothilfeteam entsendet, hieß es am Montag. Dieses koordiniere Sofortmaßnahmen und werde dringend benötigte Hilfsgüter auf den Weg bringen. „Unsere Kolleginnen und Kollegen in Gaziantep und Kilis berichten uns von den massiven Zerstörungen, die das Beben dort angerichtet hat“, so der Leiter der Nothilfeabteilung von Malteser International, Oliver Hochedez.

„Vor allem in den Flüchtlingsgebieten im Norden Syriens benötigen unsere lokalen Partner dringend Unterstützung, denn dort leben hunderttausende Menschen in einfachen Unterkünften und sind nun nach dem Erbeben schutzlos.“ Hinzu komme, dass die Temperaturen momentan eisig seien, außerdem regne es ausgiebig.

„In den Krankenhäusern der Partnerorganisationen nimmt die Anzahl der verletzten Erdbebenopfer stündlich zu. Wir müssen also schnell Hilfe leisten“, betonte Hochedez. Die Malteser gehen davon aus, dass die Zahl der Betroffenen steigen werde. Auch seien Schäden an Gebäuden und Infrastruktur massiv.

Caritas international stellte 100.000 Euro für die Hilfe bereit, sagte ein Sprecher der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Im syrischen Aleppo sei das Hilfswerk ohnehin mit Partnern tätig, und man werde nun sehen, was die Helferinnen und Helfer von dort aus an Unterstützung leisten könnten. Ein weiterer Partner sei in Richtung der türkischen Grenze ansässig, auch hier liefen Gespräche. Zudem werde ausgelotet, welche Hilfe der Türkei angeboten werden könne.

Auch das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor stellte 100.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. Damit soll es insbesondere Partnerorganisationen in Syrien ermöglicht werden, Nothilfe zu leisten. In dem vom langjährigen Bürgerkrieg getroffenen Land engagiert sich Misereor unter anderem in der Hilfe zum Überleben für Geflüchtete, in der Sozial-, Schul- und Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche und der psychosozialen Betreuung von Menschen, die durch Kriegserfahrungen traumatisiert wurden. Dank der engen Kontakte in die syrische Katastrophenregion kann Misereor nun schnell zugunsten der Erdbeben-Geschädigten aktiv werden. Die Misereor-Partnerorganisation Pro Terra Sancta teilte heute früh mit, dass bereits mehr als 150 vertriebenen Personen aus West-Aleppo in einem Gebäude der Organisation Unterkunft und Versorgung ermöglicht werden konnte. Rund 500 Personen wurden mit warmen Mahlzeiten versorgt. Die genannte Hilfe wird in Kürze noch weiter verstärkt. Mittelfristig wird Pro Terra Sancta den Wiederaufbau von Häusern fördern. (dr)

weltkirche.de mit Material von KNA/USGS/Misereor

07.02.2023 09:51 Uhr - Zahl der Todesopfer angepasst