Ankündigung bei UN-Vollversammlung

Kolumbiens Präsident schlägt umfassenden Waffenstillstand vor

Bogotá/New York ‐ Kolumbiens neue Regierung will in Kürze einen umfassenden Waffenstillstand mit allen bewaffneten Gruppen im Land anstreben. Allen, die zu Verhandlungen mit der Regierung bereit seien, schlage er vor, Feindseligkeiten, Verbrechen und Mord einzustellen, sagte Präsident Gustavo Petro am Donnerstag in New York.

Erstellt: 26.09.2022
Aktualisiert: 26.09.2022
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Der linksgerichtete Regierungschef strebt einen „umfassenden Frieden“ mit allen bewaffneten Gruppen in Kolumbien an. Das sind neben mehreren Guerillaorganisationen auch Paramilitärs auch Gruppen aus dem Bereich der organisierten Kriminalität.

In wenigen Tagen sollen Friedensgespräche mit der marxistischen ELN-Guerilla wieder aufgenommen werden, die seit 2019 wegen eines schweren Bombenanschlags der ELN auf eine Polizeischule auf Eis gelegt wurden. Auch den sogenannten „Disidencias“, Teilen der früheren Guerillaorganisation FARC, die sich im Rahmen eines 2019 gestarteten Friedensprozesses weigerten, ihre Waffen niedzulegen, machte Petro ein Angebot.

Die ELN-Guerilla, der bis zu seinem Tod auch der Befreiungstheologe und Priester Camilo Torres angehörte, hatte nach dem Wahlsieg des Sozialisten Petro im Juni ihre Bereitschaft zur Wiederaufnahme der vom konservativen Amtsvorgänger Ivan Duque eingefrorenen Friedensgespräche bekundet. Zugleich forderte die ELN die neue Regierung zu Reformen der Agrarwirtschaft, einer Fortsetzung des Friedensprozesses sowie einer neuen Form von Bekämpfung des Drogenhandels auf.

Präsident Gustavo Petro selbst war lange Zeit Mitglied der Guerillaorganisation M-19. Für Gewalttaten der Gruppe verbrachte er rund zwei Jahre im Gefängnis. Im Rahmen eines Friedensprozesses legte M-19 die Waffen nieder. Viele frühere Mitglieder engagieren sich bis heute auf legale Weise in Politik, Presse und sozialen Bewegungen.

Laut Wahrheitskommission zur Aufarbeitung des bewaffneten Konflikts war die ELN im Zeitraum von 1986 bis 2016 für vier Prozent, also rund 18.600 der 465.000 Toten verantwortlich.

Der Bürgerkrieg in Kolumbien dauert schon mehr als 50 Jahre. Im November 2016 hatte die Regierung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos nach vierjährigen Verhandlungen ein Friedensabkommen mit der größten Rebellenorganisation des Landes, der FARC, unterzeichnet. Für seinen Einsatz erhielt Santos Ende 2016 den Friedensnobelpreis. Die entwaffnete FARC sitzt inzwischen, umbenannt in „Comunes“, als politische Partei im Parlament. Ein Teil ihrer Kämpfer verweigert sich allerdings dem Friedensprozess und setzt den bewaffneten Kampf fort.

Von weltkirche.de/KNA/DR

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