„Ein Gebot der Menschlichkeit“
Die Deutsche Bischofskonferenz ruft die Staaten der Europäischen Union (EU) auf, die systematische Rettung in Seenot geratener Flüchtlinge nicht einzustellen. Ein großer Teil der etwa 150.000 Schiffbrüchigen, die die italienische Marine in der bis dahin beispiellosen Operation „Mare Nostrum“ gerettet habe, stamme aus von Krisen, Krieg und Bürgerkrieg gebeutelten Staaten wie Syrien, Eritrea oder dem Sudan und brauche dringend Schutz, erklärte der Vorsitzende der Migrationskommission der Bischofskonferenz, der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Sonntag.
Aktualisiert: 24.04.2023
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Die Frontex-Operation „Triton“, die an die Stelle von „Mare Nostrum“ treten solle, ziele dagegen nach den bisher bekannten Planungen vorrangig auf die Überwachung der europäischen Küste und nicht auf die Rettung in Seenot geratener Menschen, kritisierte Trelle: „Hier muss nachgebessert werden! Das Leben der Flüchtlinge zu retten, ist ein Gebot der Menschlichkeit.“
Alle Staaten der EU sollten sich – finanziell oder mit Einsatzkräften – nicht nur an der Grenzüberwachung, sondern auch an der Rettung Schiffbrüchiger beteiligen. Die europäischen Regierungen müssten den Anspruch einlösen, in der EU einen gemeinsamen Raum für Schutz und Solidarität zu schaffen.
Kirche engagiert sich für Flüchtlinge
Die vielfach geäußerte Kritik, „Mare Nostrum“ erleichtere kriminellen und gewissenlosen Schleppern die Arbeit, kann der Bischof nicht nachvollziehen: „Selbst wenn das im Einzelfall so sein sollte: Die Alternative zur Rettung ist der Tod. Wir dürfen uns nicht in einen Wettlauf des Zynismus begeben.“ Angesichts der großen Not der Betroffenen sei es vielmehr notwendig, Schutzbedürftigen sichere Wege nach Europa zu eröffnen. „Wir können zweifellos nicht Millionen Flüchtlinge aufnehmen oder vor Ort versorgen. Wir sind aber weder bei der Aufnahme noch bei der finanziellen Unterstützung der Hilfe am Ende unserer Möglichkeiten angelangt“, so Bischof Trelle.
Zugleich betonte er, dass auch die Kirche auf allen Ebenen engagiert sei: „Die Dienste und Einrichtungen der Caritas beraten und begleiten Flüchtlinge, Bistümer und Gemeinden stellen Gebäude zur Verfügung, ehrenamtliche Helfer tragen vielfach mit großem Engagement zu einer Willkommenskultur bei. Nicht zu vergessen sind auch die großzügigen Spenden für die kirchlichen Hilfsaktionen im Nahen Osten.“
Kritik an Dublin-Regelung
Der Vorsitzende der Migrationskommission mahnt außerdem eine offene Diskussion über die Gestaltung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems an. Die bisherige Vereinbarung, das so genannte „Dublin-System“ mit seiner rein formalen Zuständigkeitsbestimmung, welches Land welche Flüchtlinge aufzunehmen hat, gerate zunehmend unter Druck. „Die Debatte über eine Neuordnung darf allerdings nicht zulasten der Flüchtlinge gehen. Vorschläge zu einem fairen Verfahren liegen auf dem Tisch. Alle Beteiligten sind nun aufgerufen, eine Einigung zu erzielen, die der gemeinsamen Verantwortung gerecht wird.“