Deutliches Umsatzplus bei fair gehandelten Produkten
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Deutliches Umsatzplus bei fair gehandelten Produkten

Fairer Handel ‐ Der Umsatz des fairen Handels in Deutschland hat im vergangenen Jahr erstmals die Marke von einer Milliarde Euro überstiegen. „Die Entwicklungen sind sehr positiv. Es gibt aber noch Luft nach oben“, teilte der Geschäftsführer des Forums Fairer Handel, Manuel Blendin, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Jahresberichts mit.

Erstellt: 05.08.2015
Aktualisiert: 18.07.2023
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Der Umsatz des fairen Handels in Deutschland hat im vergangenen Jahr erstmals die Marke von einer Milliarde Euro überstiegen. „Die Entwicklungen sind sehr positiv. Es gibt aber noch Luft nach oben“, teilte der Geschäftsführer des Forums Fairer Handel, Manuel Blendin, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Jahresberichts mit. Mit 1,027 Milliarden Euro lag der Erlös laut Bericht damit 31 Prozent über dem Vorjahreswert.

Der politische Referent des Handelsnetzwerks, Armin Massing, appellierte an die Politik, die Verantwortung deutscher Unternehmen für globale Lieferketten auszuweiten. „Viele Unternehmen weigern sich bis jetzt, ihrer Verantwortung nachzugehen und dafür zu sorgen, dass es in ihrer eigenen Produktion nicht zu Menschenrechtsverletzungen kommt.“ Bislang gebe es keine menschenrechtlichen Verpflichtungen in diesem Bereich. Freiwillige Unternehmensinitiativen reichten nicht aus. „Auch die Bundesregierung hat ihren Beitrag zu leisten“, so Massing.

Die Referentin des evangelischen Entwicklungshilfswerks „Brot für die Welt“, Sarah Lincoln, erinnerte an die Verantwortung deutscher Unternehmen zur Förderung des fairen Handels. „Vieles, was wir hier im Supermarkt kaufen, ist im globalen Süden unter katastrophalen Bedingungen produziert worden“, kritisierte Lincoln. Wenige große Supermarktketten bestimmten den Handel und gäben den Preisdruck bis an das Ende der Lieferkette weiter.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thomas Silberhorn (CSU), hob den fairen Handel als wichtiges Instrument der Entwicklungszusammenarbeit hervor. „Ob Kaffee, Tee, Schokolade oder Baumwolle – hinter vielen Produkten, die in unserem Einkaufskorb landen, steht am anderen Ende der Welt ein Mensch mit seiner Arbeitskraft.“ Durch fairen Handel könnten lokale Produzenten weltweit bessere Preise erzielen und umweltfreundlicher anbauen.

Kaffee ist wichtigstes Produkt im fairen Handel

Im Verhältnis zu anderen EU-Ländern gaben die Deutschen laut dem Bericht verhältnismäßig wenig Geld für fair gehandelte Waren aus. Mit 13 Euro pro Person im Jahr 2014 lag die Bundesrepublik deutlich hinter dem Spitzenreiter Schweiz mit 57 Euro pro Person. Schlusslicht war Frankreich: Dort gab man im vergangenen Jahr acht Euro pro Person für Produkte aus fairem Handel aus.

Lebensmittel machten mit 77 Prozent und 780 Millionen Euro den größten Anteil am deutschen Gesamtumsatz aus. Die meisten Handelswaren (80 Prozent) waren zugleich mit einem Bio-Siegel versehen. „Nach wie vor ist Kaffee mit 38 Prozent das wichtigste Produkt im fairen Handel“, sagte Geschäftsführer Blendin. Demnach wurden im vergangenen Jahr knapp 400 Millionen Euro für 15.700 Tonnen fair gehandelten Kaffees ausgegeben.

Das Forum Fairer Handel wurde 2002 gegründet und ist nach eigenen Angaben das bundesweite Netzwerk des fairen Handels. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem die Gepa, der Verein Fair Trade, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Brot für die Welt und Misereor.

 

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