Ökumenischer Förderpreis Eine Welt verliehen
Auszeichnung ‐ Am Freitag wurde zum vierten Mal der „Ökumenische Förderpreis Eine Welt“ verliehen. Gleich drei Initiativen wurden mit der Auszeichnung in den Kategorien „kirchliche Partnerschaftsarbeit“, „Klimagerechtigkeit“ und „Entwicklungspolitik global“ geehrt.
Aktualisiert: 19.10.2015
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Den vierten „Ökumenischen Förderpreis Eine Welt“ haben am 16. Oktober drei Organisationen und Initiativen in Münster erhalten. Ausgezeichnet wurden die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) München-Freising in der Kategorie „kirchliche Partnerschaftsarbeit“, der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven in der Kategorie „Klimagerechtigkeit“ und die „Aktion Dritte Welt Saar“ in der Kategorie „Entwicklungspolitik global“.
„Das Wort ,Eine Welt´ ist für die Zukunft unser Erde entscheidend“, erklärte der Münstersche Weihbischof Stefan Zekorn bei der Preisverleihung in der Akademie Franz Hitze Haus. „Es ist entscheidend, ob wir wirklich die ‚Eine Welt‘ gestalten oder nur unsere kurzfristigen nationalen Interessen sehen“. Die Erde sei „unser gemeinsames Haus und wir merken etwa durch die Flüchtlinge, dass es nicht funktioniert, ein Stockwerk einfach brennen zu lassen, um im Bild zu bleiben, den Brand an verschiedenen Stellen sogar noch durch den eigenen Ofen zu befeuern“.
Zekorn betonte, Kultur, soziales Leben, Politik, Technik, Wirtschaft, Umwelt, Humanökologie, Tierethik und Lebensstil griffen so ineinander, dass sie wechselseitig aufeinander einwirkten. Deshalb könnten einzelne Maßnahmen und Regeln nur begrenzt helfen und die komplexe Dimension der Probleme nicht lösen. „Dazu braucht es eine Spiritualität, die das Handeln verändert“, forderte der Weihbischof.
Ein Vorbild für eine solche Spiritualität sei der heilige Franz von Assisi, der aus dem Bewusstsein gelebt habe, dass alle Geschöpfe ihren letzten Ursprung in Gott hätten und deshalb alles miteinander verbunden sei. Die Preisträger hätten sich aus einer solchen Haltung heraus engagiert und würden dafür ausgezeichnet. „Wir brauchen eine solch tiefe Spiritualität, damit unser aller Handeln sich so verändert, dass das gemeinsame Haus der Erde für alle bewohnbar bleibt oder besser: überhaupt für alle bewohnbar wird“, mahnte Zekorn.
Erzbischof Ludwig Schick: „Ihr seid auf der richtigen Spur“
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, hob in seiner Laudatio auf die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) München-Freising hervor, sie engagiere sich im Rahmen einer wirklichen Partnerschaft mit Bolivien, nicht durch Geld-Geben, sondern durch Begegnung, Austausch und Dialog. „Ich bin sicher: Wenn Jugendliche sich für eine solche Arbeit einsetzen, dann ziehen ganz viele mit“, fügte Schick hinzu. „Partnerschaft ist etwas vom Wertvollsten für die Eine-Welt-Arbeit.“ Nach wie vor sei das Nahrungsproblem auf der Erde drängend, und der Hunger könne sogar noch größer werden. „Ihr seid auf der richtigen Spur. Weiter so!“, rief der Erzbischof den jungen Leuten zu.
Ulla Mikota, Unterabteilungsleiterin und UNICEF-Beauftragte des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), würdigte das Projekt „Zukunft einkaufen“ des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven. Die Preisträger hätten ihr Projekt im Jahr 2011 gestartet und dafür gesorgt, dass das kirchliche Beschaffungs- und Einkaufswesen nach sozialen und ökologischen Kriterien ausgerichtet werde, lobte Mikota. „Dadurch ist in fünf Kirchengemeinden und bei Ihrem Diakonischen Werk viel in Bewegung geraten“, sagte Mikota. „Sie haben Strukturen verändert und nachhaltige Spuren hinterlassen – bei den Kommunen, bei den Lieferanten und in der Öffentlichkeit“. Inzwischen seien auf landeskirchlicher Ebene finanzielle Mittel für eine Verstetigung des Projekts bereitgestellt worden. „Sie hatten den Mut, groß zu denken und klein anzufangen“, lobte die BMZ-Vertreterin. „Bei wirklichem Willen könnte aus Ihrem Weg ein Weg für uns alle werden“.
Claudia Warning, Vorstand von Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, zeichnete das Projekt „Erna goes fair“ der Aktion Dritte Welt Saar aus. Dieses Projekt für faire Landwirtschaft nehme Bauern aus verschiedenen Weltregionen in den Blick und sei aus der Perspektive der Betroffenen in Paraguay und im Senegal konzipiert. So habe das Plakat der Initiative „Deutsche Kühe weiden in Paraguay und scheißen auf die Bauern im Senegal“ Furore gemacht. „Sie kümmern sich aber auch um die Bauern in Deutschland und nehmen deren Zwänge ernst“, würdigte Warning die Preisträger. „Ihr Ziel ist eine Landwirtschaft, die wirklich allen zugutekommt.“ Längst habe das Projekt überregionale Ausstrahlung bekommen. Beim anschließenden „Sofa-Gespräch ohne Sofa“ fügte Warning hinzu: „Das Feuer, das hier brennt, muss weitergegeben werden, das ehrenamtliche Engagement muss sich möglichst multiplizieren“, forderte die Entwicklungsexpertin.
Monsignore Wolfgang Huber: „Wir müssen für die Lebensqualität und die Menschenwürde aller einstehen“
Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von Missio München und Kuratoriumsvorsitzender des Katholischen Fonds, betonte, die kirchlichen Hilfswerke seien ganz bewusst weltweit engagiert und setzten ihre Gelder dafür ein, Begegnungen zwischen Menschen auf verschiedenen Kontinenten zu ermöglichen. „Wir müssen für die Lebensqualität und die Menschenwürde aller einstehen“, sagte Huber. Roland Röder von der Aktion Dritte Welt Saar dankte seinerseits „Brot für die Welt“ für die jährliche Unterstützung, die keine Selbstverständlichkeit sei. Darüber hinaus appellierte Klimapilger Wolfgang Zahrnt, der auf dem Weg von Flensburg nach Paris am selben Nachmittag Münster erreicht hatte, an die Kirchen und ihre Hilfsorganisationen, dafür zu sorgen, dass es den Menschen im Süden der Erde gut gehe und sie sich selbst helfen könnten.
Der „Ökumenische Förderpreis Eine Welt“ wird seit 2012 jährlich gemeinsam vom „Katholischen Fonds Kooperation Eine Welt“ und vom evangelischen Hilfswerk „Brot für die Welt“ für besonderes entwicklungspolitisches Engagement verliehen. Schirmherr des Preises ist der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller.
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