Friedensforscher sehen leichten Rückgang von Waffenverkäufen
Rüstungsexporte ‐ Die weltweiten Waffenverkäufe sind im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. Das haben schwedische Forscher ermittelt. Entgegen des internationalen Trends ist der Umfang deutscher Waffenexporte indes gestiegen. Friedensaktivisten in Deutschland schlagen Alarm.
Aktualisiert: 14.02.2023
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Die weltweiten Waffenverkäufe sind im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. Das geht aus dem am Montag in Stockholm veröffentlichten Jahresbericht des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri hervor. Demnach setzten die globalen Rüstungsunternehmen mit 401 Milliarden US-Dollar (365 Milliarden Euro) etwa 1,5 Prozent weniger um als im Vorjahr.
Während die Waffenverkäufe in Westeuropa und Nordamerika insgesamt zurückgingen, boomt das Waffengeschäft den Angaben zufolge in Russland. Russische Konzerne verkauften laut Sipri rund 48 Prozent mehr Waffen als im Jahr 2013. Ein Plus verzeichnen auch die beiden türkischen Unternehmen unter den 100 führenden Waffenhändlern. Ihre Umsätze stiegen um rund 9,5 Prozent und trugen damit zum Wachstum bei den Waffenverkäufen außerhalb Europas und der USA bei.
Entgegen dem allgemeinen europäischen Trend stieg auch der Umfang der deutschen Waffenverkäufe. Den Anstieg von 9,4 Prozent führen die Forscher vor allem auf wachsende Umsätze des Konzerns ThyssenKrupp zurück. Dieser habe im vergangenen Jahr Rüstungsmaterial im Wert von 2,3 Milliarden US-Dollar (2,1 Milliarden Euro) verkauft. Ebenfalls gestiegen sind die Rüstungsausgaben den Angaben zufolge in der Schweiz. Insgesamt seien die Umsätze aus dem Waffenhandel in Westeuropa jedoch um rund 7,4 Prozent gesunken, hieß es.
Weiterhin geht ein Großteil des Rüstungsgeschäfts (80,3 Prozent) auf das Konto von Konzernen in den USA und Westeuropa. Dominiert wird die Top-100-Liste der Waffenhändler von den USA. 38 Rüstungskonzerne sind hier vertreten, 7 davon unter den ersten zehn.
Die Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ verurteilte die Steigerung der deutschen Rüstungsexporte als „skandalös“. „Einerseits bezeichnet Wirtschaftsminister Gabriel es als ‚Schande‘, dass Deutschland zu den größten Waffenexporteuren gehört, gleichzeitig öffnet er weiterhin Tür und Tor für die tödlichen Lieferungen deutscher Rüstungsunternehmen“, klagte der Kampagnen-Sprecher Paul Russmann.
Auch die deutschen Rüstungskonzerne Rheinmetall und ThyssenKrupp gehörten zu den „Profiteuren“ von Krisen und Kriegen, so die „Aktion Aufschrei“. Die Kampagne, der unter anderem die Hilfswerke Misereor und „Brot für die Welt“ und die katholische Friedensbewegung Pax Christi angehören, forderte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf, die Ausfuhren aus Deutschland stärker zu beschränken.
Ähnlich äußerte sich auch der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover. Er kritisierte vor allem den Export von Waffen nach Saudi-Arabien. Damit würden Waffen in ein Land ausgeführt, „das den Terrorismus unterstützt“, sagte Meister der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). Die beiden großen Kirchen in Deutschland wollen am Donnerstag ihren Rüstungsexportbericht vorstellen. (lek/KNA)
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