Großscheich verurteilt Terroranschlag in Ägypten
Ägypten ‐ Der Großscheich der al-Azhar-Universität, Ahmad Al-Tayyeb, hat den Terroranschlag auf einen Bus mit koptischen Christen in Ägypten verurteilt. Die Nachricht von dem Anschlag teilte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) am Freitag während einer Veranstaltung des Evangelischen Kirchentages mit.
Aktualisiert: 26.05.2017
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Der Großscheich der al-Azhar-Universität, Ahmad Al-Tayyeb, hat den Terroranschlag auf einen Bus mit koptischen Christen in Ägypten verurteilt. Die Nachricht von dem Anschlag teilte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) am Freitag während einer Veranstaltung des Evangelischen Kirchentages zum Thema „Toleranz und friedliches Zusammenleben“ mit. Auch der Minister zeigte sich erschüttert und sprach von einer „bitteren Nachricht“.
Der Scheich betonte: „Kein Ägypter sympathisiert mit solchen Taten, kein Christ, kein Muslim“. Den Terroristen gehe es darum, die Stabilität in Ägypten zu erschüttern. Der Scheich bat zum Abschluss alle Anwesenden um eine Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags.
In einer Grundsatzrede hatte er zuvor alle Terroranschläge im Namen der Religion – „besonders den jüngsten von Manchester“ – verurteilt. Er rief dazu auf, „den Terror als gemeinsamen Feind anzusehen und gegen ihn vorzugehen“. Die Verbrechen seien verabscheuungswürdig und stünden nicht für den Islam. „Der Islam und die Muslime tragen keine Schuld an Terroranschlägen, die nur zu Schaden und zum Bild geführt haben, der Islam sei brutal und blutrüstig.“
Al-Tayyeb bat die Gelehrten anderer Religionen, das „falsche Bild“ des Islam korrigieren zu helfen. „Terror ist des Teufels und kann kein Werk von Gottesgläubigen sein“, so der Großscheich. Es sei an der Zeit, einstimmig die Glocken zu läuten und von den Minaretten auszurufen: „Schluss mit diesen Verbrechen im Namen von Religionen, Schluss mit diesen Verbrechen auf Kosten der Schwachen.“
Zugleich betonte der muslimische Gelehrte, dass der Glaube in der Moderne nicht überholt sei. Es setze sich wieder die Erkenntnis durch, „dass Frömmigkeit ein zeitloses Grundbedürfnis des Menschen ist, das tief in seiner Seele verwurzelt ist“. Die Religionen seien letztlich Friedensbotschaften an den Menschen. Auch der Islam gestatte den Einsatz von Waffen nur zur Abwehr von Angriffen und zur Selbstverteidigung. Es sei auch verboten, andere zum Glauben zu zwingen. Er schaue auch mit Sympathie auf Christentum und Judentum. „Ohne Glauben gibt es weder Brüderlichkeit noch Frieden noch Gleichberechtigung“, sagte der Scheich zum Abschluss der Rede unter anhaltendem Applaus. Erst Ende April hatte Papst Franziskus Kairo besucht und an einer Internationalen Friedenskonferenz der Al-Azhar-Universität gesprochen. Er hatte seine Reise nach eigenen Aussagen als Friedensbotschafter angetreten und aus Solidarität mit den Christen des ganzen Nahen Ostens.
De Maiziere sagte unter Verweis auf die Geschichte der Reformation, dass Toleranz immer in der eigenen Religion beginne. Mit Blick auf den Islam in Deutschland betonte er: „Auch Muslime sind Teil unseres Volkes und Teil unseres Landes“. Sie seien zwar eine Minderheit, aber eine große und sichtbare Minderheit. „Es ist wichtig, dass auch die Muslime, die als Flüchtlinge zu uns kommen ein Teil der deutschen Gesellschaft werden“, so der Minister. „Aber wir fordern von ihnen zugleich, unsere Grundwerte zu akzeptieren und mit Offenheit auf andere zuzugehen.“
© KNA/cze