Asiatischer Katholischer Jugendtag in Indonesien
Indonesien ‐ Die Lage in Indonesien ist angespannt: Das Blasphemie-Urteil gegen Jakartas christlichen Ex-Gouverneur, Islamisten auf dem Vormarsch. Jetzt wollen katholische Jugendliche ein Zeichen für mehr Vielfalt setzen.
Aktualisiert: 02.08.2017
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Die Lage in Indonesien ist angespannt: Das Blasphemie-Urteil gegen Jakartas christlichen Ex-Gouverneur, Islamisten auf dem Vormarsch. Jetzt wollen katholische Jugendliche ein Zeichen für mehr Vielfalt setzen.
Mehr als 2.000 junge Katholiken aus 21 Ländern sind zum 7. Asiatischen Jugendtag in das mehrheitlich islamische Indonesien gekommen. Die katholische Großveranstaltung findet vom Mittwoch bis Sonntag unter dem Motto „Joyful Asian Youth – Das Evangelium im multikulturellen Asien leben“ in Yogyakarta in Zentraljava statt.
„Willkommen in Indonesien“ heißt es auf dem roten Transparent des Asian Youth Day (AYD 2017) gleich nach der Passkontrolle auf dem Flughafen von Jakarta. Die Mongolen freuen sich über diese herzliche Begrüßung gleich nach ihrer Ankunft in der indonesischen Hauptstadt. Die jungen Katholiken aus dem Land von Dschingis Khan sind die letzte Delegation, die zum AYD in Indonesien angereist ist.
Indonesien ist weltweit die Nation mit den meisten Muslimen. Die Mehrheit der indonesischen Muslime ist moderat; es gibt jedoch auch radikale und terroristische Gruppen. Angesichts der Blasphemiekampagne gegen den zu zwei Jahren Haft verurteilten ehemaligen christlichen Gouverneur von Jakarta, Basuki Tjahaja „Ahok“ Purnama, im Frühjahr oder der Übergriffe auf Kirchen auf Java durch die militante Islamische Verteidigungsfront (FPI) stellt ein katholisches Großereignis ein gewisses Wagnis dar. Aber auch ein mutiges Glaubensbekenntnis.
Sorgen um die Sicherheit des AYD macht sich Erzbischof Robertus Rubiyatmoko allerdings keine. „Unsere Regierung und die Behörden vor Ort haben garantiert, das alles OK sein wird“, sagte Rubiyatmoko, zu dessen Bistum Semarang die AYD-Gastgeberstadt Yogyakarta gehört. „Die indonesische Regierung unterstützt uns auch finanziell.“
Das von dem Merapi, einem der aktivsten Vulkane Indonesiens, überragte Yogyakarta gilt als Zentrum der javanischen Kultur und dank seiner Universitäten zugleich als liberales und intellektuelles Zentrum Indonesiens. Die hinduistische Tempelanlage Prambanan aus dem 9. Jahrhundert und die gut 200 Jahre ältere buddhistische Tempelpyramide Borobudur in der Nähe von Yogyakarta sind Zeugnisse der reichen multireligiösen Tradition Javas.
Ein anderer Beweis für die lebendige Vielfalt der Millionenstadt ist die religiöse Doppelrolle des Sultans. Einerseits ist der politische Regent des letzten Sultanats Indonesiens auch das Oberhaupt des Islams in seinem Reich. Andererseits aber gehört es zu seinen Pflichten, die Geister des Vulkans Merapi durch Opfergaben zu besänftigen. Im Glauben der Javaner befindet sich auf dem Gunung Merapi ein unsichtbares Königreich, dessen Herrscher die Bewohner um den Vulkan schützt. Der Animismus war vor langer Zeit die einzige Religion auf Java. Im 6. Jahrhundert brachten indische Händler dann den Hinduismus und Chinesen den Buddhismus.
Das erinnert an das Motto des AYD 2017 „Das Evangelium im multikulturellen Asien leben“. Das ist allerdings oft nicht einfach. Mit Ausnahme der mehrheitlich katholischen Länder Osttimor und Philippinen sind Christen in den buddhistischen, hinduistischen und islamischen Ländern Asiens eine Minderheit, die oft Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt ist.
„Die jungen Leute und ich sind bereit Zeugnis abzulegen darüber, wie man in einem kommunistischen Land, in dem die Mehrheit der Bürger Buddhisten sind, seinen Glauben lebt“, schreibt ein Teilnehmer auf der Facebookseite des AYD. Die meisten Teilnehmer sind während des viertägigen Events bei katholischen Familien untergebracht. „Wir haben sie mit Absicht zu solchen katholischen Familien geschickt, die in ihren Gemeinden wegen der muslimischen Nachbarn Probleme haben, etwa wenn es um das Abhalten von Rosenkranzandachten geht“, sagte ein Gemeindepriester aus Jakarta gegenüber indonesischen Medien.
Probleme sollen nicht unter den Teppich gekehrt werden und auch Begegnungen mit muslimischen Altersgenossen gehören zum Programm. „Die Gründerväter unserer Nation wollten Indonesien nicht auf Basis einer Religion, einer Bevölkerungsgruppe oder einer Kultur aufbauen“, sagt Erzbischof Rubiyatmoko. „Multikultur ist der Reichtum Indonesiens. Deshalb leben wir das, was wir 'Einheit in Vielfalt' nennen.“