Kirche kritisiert Vorgehen gegen Flüchtlinge in Rom
Bild: © KNA

Kirche kritisiert Vorgehen gegen Flüchtlinge in Rom

Italien ‐ Nach Ausschreitungen zwischen obdachlosen Flüchtlingen und der Polizei hat das Bistum Rom der Stadtverwaltung verspätetes und falsches Handeln vorgeworfen. Man könne nicht ein vier Jahre altes Wohnungsproblem in zwei oder drei Tagen und bloß mit Gewalt lösen.

Erstellt: 25.08.2017
Aktualisiert: 25.08.2017
Lesedauer: 

Nach Ausschreitungen zwischen obdachlosen Flüchtlingen und der Polizei hat das Bistum Rom der Stadtverwaltung verspätetes und falsches Handeln vorgeworfen. Man könne nicht ein vier Jahre altes Wohnungsproblem in zwei oder drei Tagen und bloß mit Gewalt lösen, sagte der für Migrationsfragen zuständige Weihbischof Paolo Lojudice der Zeitung „Avvenire“.

Die Stadt Rom müsse ihr „Notstandsdenken“ aufgeben und echte Integrationsmöglichkeiten schaffen. Andernfalls verschiebe man nur das Problem von einem Ort zum anderen und leiste Gewalttätern Vorschub.

Am Donnerstag hatte die römische Polizei ein von Flüchtlingsfamilien besetztes Gebäude nahe dem Hauptbahnhof sowie ein davor errichtetes Zeltlager gewaltsam geräumt. Einige der hauptsächlich eritreischen Flüchtlinge bewarfen die Beamten mit Steinen und Flaschen; die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sprach von mindestens 13 verletzten Flüchtlingen. Unter den vertriebenen Familien hätten sich viele Frauen sowie Senioren und Behinderte befunden.

Bischof Lojudice sagte als Augenzeuge, ab einen bestimmten Punkt habe es „die klare Absicht gegeben, die Räumung zu Ende zu bringen“. Die Gewalt sei „nur die Konsequenz“ gewesen. Der Politik warf er vor, nicht präventiv mit Hilfe von Sozialarbeitern und Mediatoren eine Lösung für die Unterbringung der einzelnen Familien gesucht zu haben.

Das Wohnungsproblem betreffe nicht nur Migranten, sagte Lojudice. Die gleiche Situation erlebe er auch bei Roma-Familien oder italienischen Hausbesetzern. In Rom gebe es bereits soziale Wohnungsmodelle, die von Kooperativen oder Ehrenamtlichen organisiert würden und teils 60 oder 70 Familien Unterkunft böten. Diese könnten der Stadt als Vorbild für eine breitere Lösung dienen, so der Bischof.

© KNA