Flüchtlingshilfswerk in Kolumbien warnt vor humanitärer Krise

Flüchtlingshilfswerk in Kolumbien warnt vor humanitärer Krise

Kolumbien ‐ Kolumbien steht nach Einschätzung des Flüchtlingshilfswerks der kolumbianischen Jesuiten (SJR) angesichts des anhaltenden Zustroms von venezolanischen Flüchtlingen vor großen Problemen.

Erstellt: 23.02.2018
Aktualisiert: 23.02.2018
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Kolumbien steht nach Einschätzung des Flüchtlingshilfswerks der kolumbianischen Jesuiten (SJR) angesichts des anhaltenden Zustroms von venezolanischen Flüchtlingen vor großen Problemen. „Was wir gerade erleben, ist eine wirkliche humanitäre Krise“, sagte SJK-Koordinator Oscar Calderon aus dem besonders betroffenen Bundesstaat Norte de Santander der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Regierung spreche von 500.000 Menschen; niemand wisse jedoch, wie viele über die sogenannte grüne Grenze kämen.

Calderon verwies zudem auf Schleuserbanden. „Eine zuverlässige Schätzung ist da nicht möglich.“ Besorgniserregend sei, dass es inzwischen zu ausländerfeindlichen Übergriffen komme: Die Venezolaner kämen in Städte und Gemeinden, die Probleme mit Arbeitslosigkeit hätten. Insbesondere im informellen Sektor, wo ein stärkerer Wettbewerb drohe, seien Streitigkeiten auf lokaler Ebene die Folge.

Erzwungen worden sei die Migration der venezolanischen Bürger „durch das Fehlen an Grundnahrungsmitteln, Medikamenten und Produkten des täglichen Bedarfs sowie der Sicherheit auf den Straßen“, betonte Calderon. Venezuela wurde über Monate von schweren Massenprotesten wegen der katastrophalen Versorgungslage und der hohen Kriminalität erschüttert. Dabei starben nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mindestens 125 Menschen. Es folgten Fluchtbewegungen nach Kolumbien und Brasilien. Beide Länder haben jüngst die militärische Präsenz an ihren Grenzen verschärft.

Venezuelas sozialistischer Staatspräsident Nicolas Maduro hatte im vergangenen Jahr trotz internationaler Proteste eine verfassungsgebende Versammlung einberufen, die sämtliche Kompetenzen an sich zog. Das regulär gewählte Parlament, in dem die Opposition die Mehrheit hatte, wurde entmachtet. Gegner werfen der Regierung die Installierung einer kommunistischen Diktatur nach kubanischem Vorbild vor. Verschiedene Gespräche zur Lösung des Konfliktes scheiterten ebenso wie ein Vermittlungsversuch des Vatikan.

© KNA