Ecuadors Kampf gegen Corona
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Ecuadors Kampf gegen Corona

Corona-Pandemie ‐ Ecuador leidet besonders unter der Coronavirus-Krise. Die Regierung des lateinamerikanischen Landes wirkt überfordert, die Kirche will helfen.

Erstellt: 23.04.2020
Aktualisiert: 21.04.2020
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Ecuador leidet besonders unter der Coronavirus-Krise. Die Regierung des lateinamerikanischen Landes wirkt überfordert, die Kirche will helfen. Für die kommenden zwei Wochen ist Staatstrauer angeordnet.

Die Zahlen sind besorgniserregend. Laut einem Bericht des Portals El Universo starben in der ecuadorianischen Provinz Guayas in der Zeit seit Jahresbeginn bis 15. März insgesamt 14.561 Menschen. Damit liegt die Sterberate weit über den durchschnittlich 2.000 Toten pro Monat für die Region, berichtete das Blatt unter Berufung auf lokale Behörden. Dass der deutliche Anstieg mit dem Ausbruch des Coronavirus zu tun hat, scheint naheliegend. Aber auch in Ecuador schlagen sich die Mediziner und Wissenschaftler mit Wissenslücken und Interpretationen herum.

Tatsache ist: In der Provinz Guayas gibt es 7.000 Tote mehr als statistisch sonst üblich. Diese Zahlen stehen in krassem Gegensatz zu den offiziellen Zahlen: Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität gibt es in Ecuador bislang rund 8.000 registrierte Infektionen, rund 70 Prozent davon in Guayas. Die offizielle Todeszahl liegt bei 400 Fällen.

Verglichen mit anderen lateinamerikanischen Ländern hat die Corona-Krise Ecuador besonders hart erwischt. Bilder von Toten auf den Straßen von Guayaquil gingen um die Welt. Laut örtlichen Medienberichten sind derzeit 700 Leichen in Guayaquil noch nicht bestattet. Die Regierung kündigte an, den Prozess zu beschleunigen.

Der Sonderbeauftragte von Präsident Lenin Moreno wandte sich an die Bevölkerung und versuchte die Menschen zu beruhigen: „Innerhalb der 24 Provinzen gibt es eine Stabilisierung, inklusive einer Reduzierung der Todeszahlen“, so Jorge Wated. Via Twitter bedankte er sich bei den Sargherstellern, die sich dem Programm „Ein würdiger Abschied“ angeschlossen hätten, für ihre Sonderschichten.
Inzwischen hat das Virus auch die ökologisch sensiblen Galapagos-Inseln erreicht. Die Besatzung eines Kreuzfahrtschiffes brachte die Krankheit mit; fast 100 Personen sollen inzwischen infiziert sein; Tendenz steigend.

Indigenen-Verband zweifelt offizielle Zahlen an

Präsident Moreno steht in der Kritik. Zuletzt zweifelte der nationale Indigenen-Verband die offiziellen Zahlen an. „Wir werden die Hände nicht in den Schoß legen. Die Notlage ist weit davon entfernt, überwunden zu sein“, sagte Moreno am Donnerstag (Ortszeit) und appellierte an seine Landsleute, in der Krise solidarisch und human miteinander umzugehen. Gleichzeitig rief er eine zweiwöchige Staatstrauer für die Opfer aus, die am Donnerstag begann. Die noch nicht beerdigten Toten sollten eine würdige Bestattung erhalten. Zugleich kündigte die Regierung Hilfsmaßnahmen auf Basis eines neuen Notstandsgesetzes an.

Das Gesundheitssystem des Landes ist überfordert. Berichte über Krankenhauspersonal, das sich wegen fehlender Schutzausrüstung weigert, an die Arbeit zu gehen, mehrten sich zuletzt. In den vergangenen 20 Jahren haben zwar viele Präsidenten der Gesundheitspolitik ihre Unterstützung zugesagt; doch strukturell verändert hat keine Regierung die Zustände. Das rächt sich nun.

Die katholische Kirche in Ecuador versucht zu helfen. Unter dem Motto „Dass niemand zurückbleibt“ rief die Caritas öffentliche und private Unternehmen, Ordensgemeinschaften und die ganze Gesellschaft auf, sich solidarisch zu zeigen und den Ärmsten Lebensmittel, Medikamente und Hygienieartikel zukommen zu lassen.

Von Tobias Käufer (KNA)


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