Erste Opfer der Colonia Dignidad haben Entschädigungen erhalten

Erste Opfer der Colonia Dignidad haben Entschädigungen erhalten

Menschenrechte ‐ Es handle sich um rund 20 Personen, die teils in Deutschland, teils in Chile lebten, sagte der Bundestagsabgeordnete Michael Brand am Freitag.

Erstellt: 25.04.2020
Aktualisiert: 27.07.2022
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Die ersten Opfer der Colonia Dignidad-Sekte haben Anerkennungszahlungen für erlittenes Leid erhalten. Es handle sich um rund 20 Personen, die teils in Deutschland, teils in Chile lebten, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Brand gehörte der gemischten Kommission aus Parlamentariern und Vertretern der Bundesregierung an, die im vergangenen Jahr ein Hilfskonzept für die ehemaligen Bewohner der Kolonie erarbeitete. Das Konzept sieht unter anderem eine Zahlung bis zu 10.000 Euro pro Person vor.

Brand sagte, er hoffe, dass auch die anderen bis zu 200 Anträge bis Jahresende bearbeitet würden. „Wir haben sehr lange für diese symbolische Geste kämpfen und manche Diplomaten auch sehr antreiben müssen; ich gehe deshalb davon aus, dass die Umsetzung der beschlossenen Hilfen nun deutlich rascher vonstatten geht.“ Zudem, so der Abgeordnete, gelte es weitere Fragen zu klären, „weil viele Opfer Spätfolgen zu verzeichnen haben, die sie gerade im Alter zu Fällen besonderer Betreuung oder auch Pflege machen“. Hier dürfe mit der Zahlung kein Schlussstrich verknüpft werden: „Dazu sind die körperlichen und seelischen Verletzungen zu schwer.“

Die Colonia Dignidad wurde Anfang der 1960er Jahre von dem gebürtigen Bonner Paul Schäfer (1921-2010) in Chile gegründet. Auf der Anlage rund 350 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago versprach der aus einem freikirchlichen Umfeld stammende Laienprediger seinen Anhängern ein „urchristliches Leben im Gelobten Land“. Tatsächlich führte Schäfer ein diktatorisches Regime und schottete die Sektenmitglieder von der Außenwelt ab.

Zu den Verbrechen zählten unter anderem Freiheitsberaubung, Zwangsarbeit und Sklaverei, Kindesmissbrauch, Körperverletzung, Folter und Verabreichung von Psychopharmaka ohne medizinische Indikation. Während der Militärdiktatur (1973-1990) wurden in der Colonia Dignidad Hunderte Regimegegner vom chilenischen Geheimdienst gefoltert und Dutzende ermordet.

© Text: KNA