Appelle in Chile: Keine irrationale Gewalt mehr

Appelle in Chile: Keine irrationale Gewalt mehr

Proteste ‐ Nach den Brandanschlägen auf zwei Kirchen in der chilenischen Hauptstadt Santiago rufen Vertreter von Politik, Zivilgesellschaft und Kirche in Chile zu Frieden und Versöhnung auf.

Erstellt: 22.10.2020
Aktualisiert: 19.10.2022
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Nach den Brandanschlägen auf zwei Kirchen in der chilenischen Hauptstadt Santiago rufen Vertreter von Politik, Zivilgesellschaft und Kirche in Chile zu Frieden und Versöhnung auf. Die Chilenische Bischofskonferenz appellierte wenige Tage vor dem Verfassungsreferendum an ihre Landsleute, in der Familie, am Arbeitsplatz und im sozialen Umfeld Raum zum Nachdenken zu schaffen, um genügend Abstand zu „irrationaler Gewalt“ zu gewinnen und zivil miteinander umzugehen.

In Chile wurden am Sonntag, dem Jahrestag des Ausbruchs von Massenprotesten, zwei Kirchen Ziel schwerer Brandanschläge. Wie das Institut für Theologie und Politik (ITP) unter Bezug auf chilenische Medien berichtet, handelt es sich bei den Gotteshäusern um die Kirche der Carabineros (Polizeiseelsorge), sowie um das Gemeindezentrum „La Asunción“, das während der chilenischen Diktatur ein Zentrum zur Suche und Überwachung von Oppositionellen beherbergt haben soll. Das Erzbistum Santiago bestreitet letzteres in einem Twitter-Statement. „Im Zusammenhang mit den Veröffentlichungen eines Online-Mediums und in den sozialen Netzwerken, nach denen das Gemeindezentrum La Asunción in den 70er- und 80er-Jahren als Folterzentrum und Geheimdienstbüro genutzt worden sein soll, möchten wir klar stellen, dass diese Information falsch ist. Das Gemeindezentrum „La Asunción" hat während seiner gesamten Geschichte nur pastoralen Zielen gedient", heißt es dort.

Wer hinter den jetzigen Attacken steckt, ist weiter unklar. Bei einer Schießerei zwischen Polizeikräften und Demonstranten im Ortsteil La Victoria wurde zudem ein Mensch getötet. In verschiedenen Landesteilen gab es Plünderungen und Sachbeschädigungen. Insgesamt wurden landesweit 580 Menschen verhaftet.

Chile wird seit Monaten von Unruhen erschüttert. Die Demonstrationen entzündeten sich im Oktober 2019 zunächst an einer Fahrpreiserhöhung für die Metro und weiteten sich zu Forderungen nach einer Verfassungsänderung und einer anderen Sozialpolitik aus. Die aktuelle Verfassung stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet (1973-1990). Sie wurde von den Sicherheitskräften unter anderem dafür verwendet, hart gegen Regierungsgegner sowie demonstrierende Ureinwohner, die Mapuche, vorzugehen. Am Sonntag wird darüber abgestimmt, ob eine neue Verfassung ausgearbeitet werden soll.

© Text: KNA