Biden nennt Armenier-Massaker „Völkermord“ – Türkei empört
Menschenrechte ‐ US-Präsident Joe Biden hat das Massaker an den christlichen Armeniern von 1915 ausdrücklich als „Völkermord“ bezeichnet. „Jedes Jahr erinnern wir an diesem Tag an all jene, die beim Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich starben, und verpflichten uns erneut zu verhindern, dass sich eine solche Gräueltat jemals wiederholt“, heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung.
Aktualisiert: 08.02.2023
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US-Präsident Joe Biden hat das Massaker an den christlichen Armeniern von 1915 ausdrücklich als „Völkermord“ bezeichnet. „Jedes Jahr erinnern wir an diesem Tag an all jene, die beim Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich starben, und verpflichten uns erneut zu verhindern, dass sich eine solche Gräueltat jemals wiederholt“, heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung. Es handele sich um die Bestätigung einer historischen Tatsache und gehe nicht darum, der Türkei „Vorwürfe zu machen“, betonte Biden am 106. Jahrestag des Massakers. Nach US-Medienberichten hatte zuvor bereits Präsident Ronald Reagan 1981 das Wort „Völkermord“ verwendet, seine Nachfolger allerdings nicht mehr.
Die Türkei, die es bis heute ablehnt, das Geschehen als Völkermord anzuerkennen, wies Bidens Erklärung empört zurück. Außenminister Mevlut Cavusoglu twitterte am Samstag: „Wir werden von niemandem Unterricht zu unserer Geschichte nehmen.“ Darüber hinaus bestellte das Außenministerium den US-Botschafter ein, um ihm Ankaras „starke Reaktion“ zu übermitteln. Bidens Äußerungen hätten „eine Wunde“ in die Beziehungen beider Länder geschlagen, „die schwer wieder gut zu machen“ sei, kritisierte das Ministerium laut türkischen Medien.
Am Samstag erinnerten Vertreter der katholischen Kirche an das Massaker. Kurienkardinal Leonardo Sandri sprach anlässlich des Gedenktags im Päpstlichen Armenischen Kolleg in Rom von einem „Schandfleck in der Geschichte der Menschheit“ und „systematisch geplantem Leid“. Dennoch hätten die Armenier den „Schatz des Glaubens“ nicht verloren, so der Präfekt der Ostkirchen-Kongregation. Der Völkermord von damals „zwingt uns jeden Tag, uns mit der Frage des Bösen in der Menschheitsgeschichte“ auseinanderzusetzen, sagte Sandri.
Seitens der Deutschen Bischofskonferenz erklärte deren Ökumenebeauftragter, Bischof Gerhard Feige: „Auch wenn mehr als 100 Jahre vergangen sind: Die Gewalttaten, die wir als den ersten Völkermord im 20. Jahrhundert erinnern, machen mich heute noch sprachlos.“ Das Leid, das die Deportation von bis zu anderthalb Millionen Armeniern, Syrern, Assyrern und Pontosgriechen aus ihren Heimatgebieten in der heutigen Türkei bedeutete, sei „unfassbar“, so der Magdeburger Bischof in einem auf Facebook und Twitter veröffentlichten Video. „Mit Scham erfüllt die deutschen Bischöfe, dass die Regierung des Deutschen Reiches aus Machtkalkül zu diesen Ereignissen geschwiegen hat.“
Feige erinnerte an den Besuch von Papst Franziskus in Armenien 2016, bei dem dieser die Hoffnung geäußert habe, dass alle Menschen, besonders auch die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, aus der österlichen Botschaft die Kraft beziehen, Hass zu überwinden und nach Frieden und Zusammenarbeit der Völker zu suchen. „Möge die ehrliche Aufarbeitung der schrecklichen Verbrechen von damals Wege in eine versöhnte Zukunft eröffnen“, sagte Feige.
Am 24. April 1915 begann im Osmanischen Reich die systematische Verhaftung, Vertreibung und Ermordung der christlichen Armenier. Durch die Maßnahmen der Regierung der sogenannten Jungtürken kamen laut Schätzungen bis Ende des Ersten Weltkriegs bis zu 1,5 Millionen Menschen ums Leben.
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