Erzbischof von Manaus: „Die Pandemie hat die Armut verschärft“
Brasilien ‐ Überleben wird für immer mehr Menschen in Lateinamerika zur täglichen Herausforderung. Die Pandemie und ihre Folgen sind für die große Mehrheit dort nicht vorbei. Ganz im Gegenteil. Allein in Brasilien infizieren sich nach wie vor Woche für Woche rund 400.000 Menschen. Mehr als 10.000 sterben wöchentlich an oder mit dem Coronavirus.
Aktualisiert: 19.09.2022
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Überleben wird für immer mehr Menschen in Lateinamerika zur täglichen Herausforderung. Die Pandemie und ihre Folgen sind für die große Mehrheit dort nicht vorbei. Ganz im Gegenteil. Allein in Brasilien infizieren sich nach wie vor Woche für Woche rund 400.000 Menschen. Mehr als 10.000 sterben wöchentlich an oder mit dem Coronavirus.
Verheerend sind die Folgen, wie sie der Erzbischof der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus und Adveniat-Partner Dom Leonardo Steiner beschreibt: „Die Pandemie hat die Armut verschärft: Immer mehr Menschen leben von informeller Arbeit. Immer mehr Menschen bitten um Almosen. Immer mehr Menschen leben und schlafen auf der Straße.“
Lebensmittelpakete, Suppenküchen, Sauerstoff – die Liste der Hilfen des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat und seiner Partner vor Ort für die Armen lässt sich beliebig fortsetzen. „Ohne die Spenden hätten hier viele Menschen Hunger gelitten“, sagt Dom Leonardo Steiner. „Ich bewundere die Großzügigkeit der Deutschen sehr.“
Dom Leonardo ist einer, der anpackt. Mit Maske und Schutzkleidung gegen das Coronavirus reicht er den Obdachlosen eine Mahlzeit. Sind alle versorgt, setzt er sich zu den Menschen, hört aufmerksam zu und spricht ihnen Mut zu. „Manaus hat große soziale Probleme: Gewalt, Armut, Prekarisierung. Die Kirche muss zu den Menschen gehen, wie es Papst Franziskus gefordert hat. Gerade in diesen schwierigen Zeiten dürfen wir die Hände nicht in den Schoß legen.“
Als die Corona-Pandemie Manaus traf, organisierte der Erzbischof den Kauf von klinischem Sauerstoff. Dieser war auch wegen der kriminellen Nachlässigkeit der brasilianischen Regierung knapp geworden. Viele Covid-19-Patienten erstickten auf den Intensivstationen der Hospitäler. Dom Leonardo half damals mit, die schweren Gaszylinder zu verteilen. „Als Mitglied des Franziskanerordens ist es meine Pflicht, unter die Menschen zu gehen, dorthin, wo es schmerzt“, sagt er. Zu Beginn der Pandemie, als in Manaus besonders viele Menschen starben, ging er trotz der Ansteckungsgefahr auf den Friedhof, um die Toten zu beerdigen und den Angehörigen beizustehen.
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat hat in den vergangenen Monaten mehr als 500 Hilfsprojekte mit mehr als 8 Millionen Euro unterstützt. „Wir dürfen die Menschen nicht im Abseits stehen lassen“, sagt Erzbischof Dom Leonardo Steiner und überprüft, dass seine Schutzkleidung richtig sitzt.
So hilft Adveniat in Manaus
Brasilien ist zum weltweiten Epizentrum der Corona-Pandemie geworden. Brasilien-Korrespondent Philipp Lichterbeck berichtet in einem Video von der aktuellen Lage vor Ort, in der die Armen nur eine Wahl haben: am Virus oder an Hunger zu sterben.© Text: Stephan Neumann/Adveniat