Koptische Kirche in Ägypten: Gesetz von 2016 ist „Durchbruch“
Kairo ‐ Ein 2016 erlassenes Gesetz zu Bau und Renovierung von Kirchenbauten hat nach Ansicht der koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten positive Auswirkungen im ganzen Land. Die Kirchen hätten seither einen „Durchbruch“ erlebt, wird ein Sprecher zitiert. Vor Inkrafttreten hatten Ägyptens Christen über quasi aussichtslose Genehmigungsverfahren geklagt.
Aktualisiert: 22.06.2022
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Ein 2016 erlassenes Gesetz zu Bau und Renovierung von Kirchenbauten hat nach Ansicht der koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten positive Auswirkungen im ganzen Land. Die Kirchen hätten seither einen „Durchbruch“ erlebt, zitiert die Zeitung „Egypt Today“ (Dienstag) einen Sprecher.
Seit Inkrafttreten des Gesetzes seien insgesamt 1.882 Kirchen und angegliederte Gebäude genehmigt worden. Zu den Gebäuden gehöre die neue koptisch-orthodoxe Kathedrale in Ägyptens neuer Verwaltungshauptstadt bei Kairo. Das der Geburt Christi geweihte Gotteshaus sei mit 63.000 Quadratmetern Fläche und Platz für rund 8.200 Gläubige die größte Kirche des Nahen Ostens.
Positiv äußerte sich auch der Leiter der evangelikalen Gemeinschaft in Ägypten, Andrea Zaki. Während in den vergangenen 200 Jahren nur 500 Kirchen zugelassen wurden, seien allein in den vergangenen vier Jahren mehr als 1.000 Kirchen und angegliederte Gebäude genehmigt worden.
Nach einem Bericht des römischen Pressediensts Fides hatte der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi kürzlich bei einem Treffen mit Regierungsmitgliedern zur Städteplanung angeordnet, dass künftig der Bau einer christlichen Kirche bei der städtebaulichen Planung berücksichtigt werden müsse, selbst wenn diese nur einer kleinen Zahl Gläubigen diene. Wo es eine Moschee gebe, müsse es auch eine Kirche geben. Künftig müssten keine Wohnungen oder Privathäuser mehr als Kirche genutzt werden.
Das Gesetz von 2016 soll in Verbindung mit Artikel 64 der ägyptischen Verfassung zur Religions- und Kultfreiheit für Anhänger der drei abrahamitischen Religionen Christen den Erhalt von Baugenehmigungen für Gotteshäuser erleichtern. Vor Inkrafttreten hatten Ägyptens Christen über quasi aussichtslose Genehmigungsverfahren geklagt. Zahlreiche Bauten entstanden ohne die nötigen Genehmigungen.
Nach Angaben des koptisch-ägyptischen Nachrichtenportals „Watani“ haben die Kirchen in Ägypten Legalisierungsanträge für insgesamt 3.730 Gebäude gestellt. Voraussetzungen für eine nachträgliche Genehmigung sind die Erfüllung von Zivilschutzordnungen, bauliche Stabilität und die Zahlung entsprechender Gebühren.
Schätzungen zufolge stellen Christen zwischen zehn und vierzehn Prozent der rund 102 Millionen Einwohner Ägyptens. Der Großteil von ihnen gehört der koptisch-orthodoxen Kirche an, die ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurückführt.
Abdel Fattah al-Sisi kam 2013 durch einen Militärputsch an die Macht. 2014 wurde er zum Präsidenten gewählt, wobei Beobachter dem Wahlprozess Unregelmäßigkeiten attestierten.
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