Missio und Friedensaktivisten: Patriarch Kyrill I. soll sich für Kriegsende einsetzen
Krieg in der Ukraine

Missio und Friedensaktivisten: Patriarch Kyrill I. soll sich für Kriegsende einsetzen

Aachen ‐ Friedensaktivistinnen und Aktivisten der katholischen Kirche in Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Ozeanien fordern gemeinsam mit dem Päpstlichen Missionswerk Missio Aachen die Russisch-Orthodoxe Kirche und den Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf, sich endlich bei der russischen Regierung für Frieden mit der Ukraine einzusetzen. „Wir erinnern an das fünfte Gebot, das für alle Christen gilt", heißt es in dem Aufruf.

Erstellt: 26.03.2022
Aktualisiert: 08.09.2022
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Profilierte Friedensaktivistinnen und Aktivisten der katholischen Kirche in Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Ozeanien fordern gemeinsam mit dem Päpstlichen Missionswerk Missio Aachen die Russisch-Orthodoxe Kirche und den Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf, sich endlich bei der russischen Regierung für Frieden mit der Ukraine einzusetzen. „Wir erinnern an das fünfte Gebot, das für alle Christen gilt: Du sollst nicht töten. Russische Christen dürfen nicht auf ukrainische Christen schießen und bomben“, beschwören die Erst-Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Aachener Friedensappells Patriarch Kyrill I. aus Anlass der Invasion vor genau einem Monat am 24. Februar.

Patriarch Kyrill I. solle die russische Regierung und Präsident Wladimir Putin auffordern, alle militärischen Handlungen durch die russischen Streitkräfte in der Ukraine sofort einzustellen, humanitäre Hilfen für die Menschen in der Ukraine durch internationale Hilfsorganisationen zu garantieren und vor militärischer Gewalt durch russisches Militär zu schützen sowie das russische Militär aufzurufen, keine völkerrechtlich geächtete Munition einzusetzen und  zivile Einrichtungen anzugreifen. „Verlassen Sie nicht den Weg des Friedens, wie ihn uns allen Jesus Christus vorgelebt hat und von uns erwartet“, appellieren Missio Aachen und seine Partner aus dem globalen Süden an Patriarch Kyrill I. 

„Wir kennen bei uns in Afrika, dem Nahen Osten und Asien Hass, Gewalt und Krieg nur zu gut aus eigener leidvoller Erfahrung. Wir wissen nur zu gut, dass letzten Endes allein der regelbasierte internationale Dialog sowie die Bereitschaft zu Frieden und Versöhnung über ethnische und nationale Grenzen hinweg Konflikte lösen und die Menschen vor Tod und Zerstörung bewahren können“, schreiben die Missio-Partner.

Zu den Erst-Unterzeichnenden gehören zum Beispiel Erzbischof Ignatius Kaigama aus Nigeria. Gemeinsam mit muslimischen Partnern kümmert er sich um Betroffene der Gewalt der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram und organisiert Versöhnungsprojekte zwischen Christen und Muslimen. Unterschrieben hat auch Thérèse Mema Mapenzi aus der Demokratischen Republik Kongo. Sie baute dort Traumazentren für Opfer des Krieges um Rohstoffe im Osten des Landes auf und ist eine weltweit aktive katholische Frauenaktivistin. Weiterer Unterzeichner des Aachener Friedensappells ist Kardinal Louis Raphael Sako, Erzbischof von Bagdad im Irak und Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche. Er fördert nach den langjährigen Kriegen und gewalttätigen Auseinandersetzungen im Nahen Osten Versöhnungsinitiativen. Alle Erst-Unterzeichnenden sind in ihrer Heimat selbst mit den Folgen von Hass, Gewalt und erzwungener Migration konfrontiert. Deshalb sei ihnen der Aachener Friedensappell ein dringendes Anliegen, betont Missio Aachen in einer Pressemitteilung.

Der Aachener Friedensappell im Wortlaut

Aachener Friedensappell an die Russisch-Orthodoxe Kirche Seine Heiligkeit, Kyrill I. Gundjajev, Patriarch von Moskau und ganz Russland, als Christinnen und Christen, die weltweit über konfessionelle Grenzen hinweg in der Aufgabe der Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu Christi von Gerechtigkeit und Frieden verbunden sind, beten wir für den Frieden in der Ukraine, für die von Tod und Zerstörung getroffenen Menschen in der Ukraine und für die Menschen in Russland. Wir kennen bei uns in Afrika, dem Nahen Osten und Asien Hass, Gewalt und Krieg nur zu gut aus eigener leidvoller Erfahrung. Wir wissen nur zu gut, dass letzten Endes allein der regelbasierte internationale Dialog sowie die Bereitschaft zu Frieden und Versöhnung über ethnische und nationale Grenzen hinweg Konflikte lösen und die Menschen vor Tod und Zerstörung bewahren können. Dieses Wissen um die Kraft des Friedens und des Dialoges leitet insbesondere uns Christen und Christinnen. Wir nehmen zur Kenntnis, sehr geehrter Patriarch Kyrill I., dass Sie die Begründung der Regierung der Russischen Föderation unter Präsident Vladimir Putin für den militärischen Angriff auf die Ukraine, der das Völkerrecht verletzt, teilen. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie diesen Angriff mit den Verweisen rechtfertigen, dass aus ihrer Sicht die kulturelle Integrität Russlands gefährdet und Russland militärisch bedroht sei. Sie sprechen von einer metaphysischen Bedeutung des Krieges. Wir meinen: Diese Ängste und metaphysischen Überlegungen rechtfertigen keinen einzigen Toten und kein einziges zerstörtes Gebäude in der Ukraine. Wir erinnern an das fünfte Gebot, das für alle Christen gilt: Du sollst nicht töten! Wir meinen: Russische Christen dürfen nicht auf ukrainische Christen schießen und bomben. Die bestehenden Konflikte können nur in einem friedlichen gesellschaftlichen, ökumenischen und interreligiösen Dialog aufgearbeitet werden. Bitte bedenken Sie zudem: Dieser Krieg hat auch gefährliche Folgen für die Bürgerinnen und Bürger in Afrika, dem Nahen Osten und Asien aufgrund der dadurch ausgelösten weltwirtschaftlichen Turbulenzen und einer destabilisierten internationalen Ordnung. Sie leiden jetzt schon unter stark gestiegenen Lebensmittelpreisen und Nahrungsmittelknappheit. Ihnen droht Hunger. Deshalb bitten wir Sie aus ganzem Herzen in christlicher Verbundenheit: Setzen Sie sich bei der Regierung der Russischen Föderation und Präsident Vladimir Putin dafür ein, dass alle militärischen Handlungen durch die Streitkräfte der Russischen Föderation in der Ukraine sofort eingestellt werden und die Russische Föderation zu ernsthaften und belastbaren Verhandlungen mit der Regierung der Ukraine über einen gerechten Frieden zusammenkommt. Setzen Sie sich bei der Regierung der Russischen Föderation und Präsident Vladimir Putin dafür ein, dass humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine durch internationale Hilfsorganisationen möglich wird und diese Missionen vor militärischer Gewalt durch Streitkräfte der Russischen Föderation geschützt sind. Setzen Sie sich bei der Regierung der Russischen Föderation und Präsident Vladimir Putin dafür ein, dass die Streitkräfte der Russischen Föderation keine völkerrechtlich geächtete Munition einsetzen und Angriffe auf zivile Einrichtungen gestoppt werden. Verlassen Sie nicht den Weg des Friedens, wie ihn uns allen Jesus Christus vorgelebt hat und von uns erwartet. Wir bleiben im Gebet für einen gerechten Frieden verbunden. Diese Bitten äußern wir gemeinsam mit dem Internationalen Katholischen Missionswerk Missio e.V. in Aachen / Deutschland. Und nicht zuletzt appellieren wir an die Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker in aller Welt: So wie die Ukraine brauchen so viele Konflikte und Kriege in Afrika, dem Nahen Osten und Asien eine friedliche Lösung. Vergessen Sie diese Konflikte und Kriege nicht! Die Erst-Unterzeichnenden Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von Missio Aachen, Dr. Gregor von Fürstenberg, Vize-Präsident von Missio Aachen, Johannes Seibel, Pressesprecher von Missio Aachen, Erzbischof Ignatius Kaigama (Abuja, Nigeria), Kardinal Louis Raphael Sako (Erzbischof von Bagdad, Irak), Thérèse Mema Mapenzi (Friedens- und Frauenaktivistin, Demokratischen Republik Kongo), Erzbischof Bejoy N. D’Cruze OMI (Erzdiözese Dhaka, Bangladesh), Ben Mendoza, (Programmdirektor Catholic Office for Emergency Relief and Refugees COERR, Thailand), Bischof Bernard Paul D.D. (Präsident Caritas Malaysia), Charles Bertille (Generalsekretär Caritas Malaysia), John Kardinal Ribat MSC KBE (Erzbischof von Port Moresby, Papua-Neuguinea).

Missio Aachen/weltkirche.de