Nachrichten aus der Weltkirche
Weitreichende Folgen für die katholische Kirche?

Visa-Programm für Ordensleute in den USA läuft aus

Ohne eine kurzfristige Lösung stehen viele katholische Gemeinschaften in den USA vor einem Problem. Am Donnerstag läuft ein Visa-Programm aus, das Tausenden Ordensleuten bisher den Aufenthalt im Land ermöglicht hat.

Erstellt: 11.03.2025
Aktualisiert: 11.03.2025
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Von Thomas Spang (KNA)

Der Countdown läuft. Wenn der Kongress nicht in letzter Minute handelt, endet am Donnerstag eine Regelung, die seit mehr als drei Jahrzehnten Ordensleute und andere Angehörige von Religionsgemeinschaften in die USA gebracht hat. Das Ende des sogenannten „EB-4 Non-Minister Special Immigration Religious Workers Visa“-Programms wird nach Einschätzung der US-Bischofskonferenz Konsequenzen für die katholische Kirche in den USA haben.

„Die Folgen werden weitreichend sein“, sagte David Spicer, bei der Bischofskonferenz für Einwanderungsfragen zuständig, dem Portal „The Pillar“. Das aktuelle Visa-System unterscheidet zwischen zwei Arten von EB-4-Visa: Visa für geweiht und nicht geweihte Personen. In die erste Kategorie fallen etwa Priester und Diakone; Ordensleute fallen in die zweite. Genau jene Visa der zweiten Kategorie sind nun in Gefahr. Laut Spicer stellt die katholische Kirche die größte Gruppe der Nichtgeweihten in dem Visa-Programm.

Das Programm, das jährlich 5.000 Visa für nicht geweihte Personen vergibt, ermöglicht nicht nur einen zeitlich begrenzten Aufenthalt, sondern bietet auch einen Weg zu einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis und später zur Staatsbürgerschaft. Wegen der besonderen Rolle von Ordensgemeinschaften in ihrer Kirche wären die US-Katholiken vom Auslaufen des Programms besonders betroffen. Als besonders schwierig könnte sich künftig die Situation in ländlichen Bistümern erweisen.

Spicer veranschaulicht mit einem Beispiel aus Alaska die drohenden Konsequenzen. Er berichtet von einer Ordensoberin, die ihre Gemeinschaft und das Land verlassen musste, weil sie ihren Aufenthaltstitel nicht rechtzeitig verlängern konnte. „In einem Bundesstaat, wo die geografischen Ausmaße der Diözesen Seelsorge ohnehin erschweren, sind ausländische Ordensleute oft der einzige Weg, die weit verstreut lebenden Katholiken zu erreichen.“

Auswirkungen über die Seelsorge hinaus

Vor seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus hatte der frühere US-Präsident Joe Biden das Visa-Programm um drei Monate bis 13. März verlängert. Ohne erneute Intervention in letzter Minute erlischt dann die Einreisemöglichkeit für Nichtgeweihte. Das Außenministerium hat bereits unmissverständlich klargestellt, dass ab Mitternacht keine entsprechenden Visa mehr im Ausland ausgestellt werden. Auch laufende Anträge auf Statusanpassung werden dann nicht mehr bearbeitet.

Die Lage wird durch die ohnehin bestehenden Rückstände bei der Visa-Vergabe verschärft. Antragsteller, die bereits Jahre gewartet haben, könnten leer ausgehen. „Wir könnten eine äußerst bedauerliche Situation erleben, in der jemand im EB-4-Rückstau gewartet hat, als Nichtgeweihter eingestuft ist – und genau in dem Moment, wo die Greencard in greifbare Nähe rückt, das Programm nicht mehr zur Verfügung steht“, so Spicer.

Die Auswirkungen einer Beendigung des Programms würden weit über die Seelsorge hinausreichen und könnten zu Versorgungsengpässen in katholischen Sozialeinrichtungen führen. Die Bandbreite an Tätigkeiten, die von Visa-Inhabern ausgeübt werden, ist vielfältig: Sie pflegen Kranke, Alte und Sterbende in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, engagieren sich in der Jugendarbeit, unterrichten an katholischen Schulen und übernehmen Leitungs- und Verwaltungsaufgaben in katholischen Orden und Institutionen.

Die US-Bischofskonferenz setzt ihre Hoffnung auf die laufenden Verhandlungen zum Übergangshaushalt im Kongress. „So Gott will, könnte das Programm verlängert werden“, meint Spicer. Allerdings sind die politischen Rahmenbedingungen in Washington derzeit nicht gerade günstig.