Der bulgarisch-orthodoxe Patriarch Neofit empfängt Papst Franziskus am 5. Mai 2019 in Sofia (Bulgarien).
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Bulgarischer Patriarch Neofit gestorben

Sofia  ‐ Jahrelang litt Patriarch Neofit an den Folgen einer Lungenerkrankung. Nun versagten seine Organe. Binnen vier Monaten muss ein Nachfolger gewählt werden.

Erstellt: 15.03.2024
Aktualisiert: 14.03.2024
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Der bulgarisch-orthodoxe Patriarch Neofit I. ist tot. Er starb am späten Mittwochabend im Alter von 78 Jahren in einem Krankenhaus in Sofia nach langer Krankheit an einem Multiorganversagen, wie das Patriarchat in Sofia mitteilte. Neofit stand seit Februar 2013 an der Spitze der bulgarischen Orthodoxie.

Seit vielen Jahren hatte er mit einer schwachen Gesundheit zu kämpfen und war zuletzt seit November wegen einer Lungenerkrankung im Krankenhaus. Die Wahl Neofits 2013 war die erste freie Patriarchenwahl seit dem Mittelalter gewesen. Die Besetzungen seit 1945 hatte die Kommunistische Partei beeinflusst.

Der ökumenisch offene Neofit versuchte in seiner Amtszeit als Patriarch, die Beziehungen zu den anderen christlichen Kirchen zu verbessern. Zuvor war das innerlich zerstrittene bulgarisch-orthodoxe Patriarchat 1998 unter seinem greisen Vorgänger Maxim aus dem Weltkirchenrat (ÖRK) ausgetreten; ein Wiedereintritt erfolgte bislang nicht.

Papst Franziskus besuchte Bulgarien 2019. Dabei kam es auch zu konstruktiven Gesprächen mit Patriarch Neofit und anderen Kirchenführern - obwohl etliche orthodoxe Bischöfe sich ablehnend gezeigt hatten. Nach Neofits Tod muss laut kanonischem Recht binnen vier Monaten die Wahl eines neuen Patriarchen erfolgen. Dafür ist in der Heiligen Synode, dem oberste Leitungsgremium der bulgarisch-orthodoxen Kirche, eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich.

Neofit I. - mit bürgerlichem Namen Simeon Nikolow Dimitrow - wurde am 15. Oktober 1945 in Sofia geboren. Er studierte in der bulgarischen Hauptstadt und in Moskau Theologie und wurde 1975 zum Priester geweiht. Patriarch Maxim weihte Neofit 1985 zum Bischof und machte ihn zu seinem Stellvertreter in der Hauptstadtdiözese.

Zwischen 1989 und 1992 leitete Neofit in Sofia zuerst die Theologische Akademie und dann die Theologische Fakultät der Universität. Anschließend war er Chefsekretär der Heiligen Synode (1992-1994). Seither leitete er die Diözese von Dorostol und Tscherwen. Von 2004 bis zur Patriarchenwahl 2013 war Neofit dann Metropolit von Russe. Die an der Donau gelegene fünftgrößte Stadt des Landes ist das kulturelle Zentrum Nordbulgariens.

Von den rund sieben Millionen Bulgaren gelten rund 75 Prozent als orthodox. Nur weniger als ein Prozent sind Katholiken. Rund zehn Prozent gehören dem Islam an. Allerdings nimmt auch in Bulgarien die Tendenz einer Säkularisierung zu.

Neofit bekannte sich schon lange zum ökumenischen Dialog mit der katholischen Kirche. Als 2002 Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Bulgarien besuchte, umarmte er ihn. Mehrmals nahm er an den jährlichen Feierlichkeiten für die Slawenapostel Kyrill und Method in Rom teil.

Gläubige und Gesprächspartner schätzten Neofit wegen seiner ruhigen und besonnenen Art und seiner Toleranz. Als leidenschaftlicher Sänger nahm er mehrere Solo-CDs mit Kirchenmusik auf. Als Metropolit tauchte er zuweilen in Gottesdiensten am Sängerpult auf und stellte seine stimmlichen Qualitäten unter Beweis.

KNA