Nach Hilfskonvoi-Katastrophe: Kirchenführer beschuldigen Israel
Jerusalem/Bonn ‐ Die Tötung etlicher Zivilisten im Gazastreifen durch israelisches Militär wird von beiden Seiten unterschiedlich dargestellt. Kirchenführer in Jerusalem und Deutschland kritisierten Israel und forderten Aufklärung.
Aktualisiert: 04.03.2024
Lesedauer:
Nach der Katastrophe rund um einen Hilfskonvoi im Gazastreifen haben die Oberhäupter der christlichen Kirchen in Jerusalem schwere Vorwürfe gegen das israelische Militär erhoben. Auch die Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich bestürzt.
In einer gemeinsamen Erklärung sprachen die Jerusalemer Kirchenführer von einem „mutwilligen Angriff auf unschuldige Zivilisten“. Dabei beriefen sie sich auf nicht näher genannte Augenzeugen des Vorfalls. Demnach hätten israelische Soldaten am Donnerstagmorgen das Feuer auf eine palästinensische Menschenmenge eröffnet, die im nördlichen Gazastreifen Lebensmittel entgegennehmen wollte.
Diese Darstellung des Geschehens deckt sich mit Angaben der islamistischen Terrorgruppe Hamas, die von der Redaktion nicht überprüft werden konnten. Die Terrororganisation wirft Israels Armee vor, bei Ankunft des Hilfsgüterkonvois mindestens 100 Menschen getötet zu haben. Hunderte weitere seien verletzt worden.
Das israelische Militär stellt den Vorgang indes völlig anders dar: Einen solchen Angriff habe es nicht gegeben. Stattdessen hätten Plünderungen und Panik zu einer bedrohlichen Situation mit etlichen Toten geführt.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Weihbischof Udo Bentz, schrieb auf der Plattform X, die Katastrophe sei ein schockierender neuerlicher Beleg für die humanitär inakzeptable Situation, der die Zivilbevölkerung im gesamten Gaza-Streifen ausgesetzt sei. „Eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse muss klären, wie es zum Tod so vieler Menschen und zum Schusswaffen-Gebrauch der israelischen Soldaten gekommen ist“, forderte der künftige Paderborner Erzbischof.
„Darüber hinaus mache ich mir die Forderung aller Patriarchen und Kirchenoberhäupter in Jerusalem zu eigen, einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand zu schließen, der eine rasche Verteilung von Hilfsgütern im gesamten Gazastreifen ermöglicht und die Freilassung der Geiseln und Gefangenen auf dem Verhandlungswege erreicht“, so Bentz weiter. Der bisherige Mainzer Weihbischof wird am kommenden Samstag in sein neues Amt in Paderborn eingeführt.
KNA