Kardinal Ambongo: In einigen Ländern abweichende Sichtweise

Viele afrikanische Bischöfe wollen homosexuelle Paare nicht segnen

Vatikanstadt ‐ Die Debatte in der katholischen Kirche um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare geht weiter. Nun haben sich die Bischofskonferenzen Afrikas positioniert. Eine Spaltung wollen sie jedoch vermeiden.

Erstellt: 12.01.2024
Aktualisiert: 12.01.2024
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Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)

Die afrikanischen Bischöfe lehnen die vom Vatikan vorgeschlagene Segnung homosexueller Paare mit großer Mehrheit ab und wollen zugleich die Einheit mit dem Papst wahren. Dies geht aus einer Erklärung des Präsidenten des gesamt-afrikanischen Bischofsrats SECAM, Kardinal Fridolin Ambongo, hervor. Sie wurde am Donnerstag in Rom bekannt. Ambongo ist Erzbischof von Kinshasa und zugleich Mitglied des Kardinalsrats K9, der den Papst in Grundsatzfragen berät.

Präsidenten des gesamt-afrikanischen Bischofsrats SECAM, Kardinal Fridolin Ambongo
Bild: © Romano Sicilani/Cristian Gennari/KNA

Präsidenten des gesamt-afrikanischen Bischofsrats SECAM, Kardinal Fridolin Ambongo

In der Erklärung fasst Ambongo das Ergebnis einer Befragung aller Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar zusammen, die in den vergangenen zwei Wochen stattfand. Sie ist eine Reaktion auf die Erklärung „Fiducia supplicans“ der vatikanischen Glaubensbehörde vom 18. Dezember 2023. In dem Text hatte der Chefdogmatiker des Papstes, der argentinische Kardinal Victor Fernandez, eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare empfohlen und zugleich betont, dass eine Verwechslung mit dem Ehesakrament ausgeschlossen werden müsse.

In der nun veröffentlichten Botschaft Ambongos heißt es, die Erklärung aus Rom habe in der Kirche Afrikas eine „Schockwelle“ und Missverständnisse ausgelöst sowie Unruhe bei Gläubigen und Seelsorgern verursacht. Die daraufhin gestartete Umfrage bei den Bischofskonferenzen habe einen breiten Konsens zum Thema Ehe und Familie und eine einheitliche Haltung zu gleichgeschlechtlichen Paaren zu Tage gefördert.

Bischöfe entscheiden selbst über Segnungen in ihren Bistümern

Zusammenfassend stellt Ambongo fest: „Wir, die afrikanischen Bischöfe, halten es nicht für angemessen, homosexuelle Vereinigungen oder Paare des gleichen Geschlechts zu segnen. Denn in unserem Kontext würde dies Verwirrung stiften und im direkten Gegensatz zu den kulturellen Normen afrikanischer Gesellschaften stehen.“

Weiter heißt es in dem Text: „Die Sprache von Fiducia supplicans ist zu subtil, als dass gewöhnliche Menschen sie verstehen können. Zudem ist es nicht sehr überzeugend, dass Leute, die dauerhaft als Paar leben, daraus keinen Anspruch auf Legitimität für ihren Status ableiten würden.“

Ambongo deutet an, dass es in einigen Ländern Afrikas auch eine abweichende Sichtweise gebe. Sie wollten „mehr Zeit“ für ein vertieftes Nachdenken. Weiter wird in der Erklärung betont, dass katholische Seelsorger „Menschen in irregulären Situationen“ mit Wohlwollen und Unterstützung begegnen sollen und homosexuell orientierten Menschen mit Respekt.

Zudem bleibe es jedem Bischof freigestellt, ob er in seiner Diözese solche Segnungen erlauben wolle. Aber: „Die afrikanischen Bischofskonferenzen insgesamt ziehen es vor, keine Segnungen von Paaren des gleichen Geschlechts anzubieten.“