Kardinal Hollerich: Kirche muss Ängste junger Leute ernstnehmen
Rom ‐ Die Kirche müsse zuhören, so der Kardinal
Aktualisiert: 29.03.2023
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Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich hat die katholische Kirche zum Wandel aufgerufen. „Wir müssen uns verändern, andernfalls versteht man die Frohe Botschaft nicht mehr“, sagte der Erzbischof, der auch eine Schlüsselrolle bei der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode einnimmt, am Montag in Rom. Ein Weg zur Veränderung führe über die Synodalität, also die Bereitschaft, bei Entscheidungen die Sichtweise anderer zu berücksichtigen und eigene Standpunkte zu hinterfragen. Die Kirche müsse zuhören, anstatt „komplizierte Antworten, die niemand versteht, auf Fragen zu geben, die uns niemand gestellt hat“, unterstrich Hollerich.
Vor allem junge Menschen würden sich von der Kirche abwenden, sagte der Kardinal. Sie sähen die Kirche nicht als Lösung sondern als Teil eines Problems. Gleichzeitig hätten viele Jugendliche Ängste, etwa vor dem Ukraine-Krieg, dem Klimawandel, einer künftigen Pandemie oder davor, ohne Liebe leben zu müssen. „Diese Jugendlichen sind nicht in unseren Kirchen“, sagte Hollerich. „Wir müssen zu ihnen gehen.“
Der Kardinal äußerte sich bei der Vorstellung des Buches „Iniziare dai molti“ („Mit vielen anfangen“). Die Veröffentlichung mit zehn Beiträgen von Theologinnen und Theologen ist Teil der Initiative „Rettung der Brüderlichkeit“. In einem gleichnamigen Appell hatte der Vatikan im Juni 2021 dazu aufgerufen, den Dualismus zwischen geistlicher und säkularer Welt aufzubrechen.
Bei der anstehenden Bischofssynode hat Hollerich als Moderator („Generalrelator“) eine wichtige Position inne. Thema der jeweils im Oktober 2023 und 2024 tagenden Synode ist die Umgestaltung der katholischen Kirche zu einer „synodal verfassten Kirche“. In ihr soll künftig außer dem Papst und den Bischöfen auch das „Volk Gottes“, also die nichtgeweihten katholischen Laien, wichtige Fragen mit beraten.
KNA