Kirchen richten Appell an G7-Staaten
Politik ‐ Die G7-Staaten müssen aus Sicht der beiden großen Kirchen in Deutschland bei ihren Beratungen und Entscheidungen „zuerst an die Auswirkungen auf die Armen“ denken. Nur dann könne der bevorstehende Gipfel „zur Förderung der weltweiten Gerechtigkeit beitragen“, bekräftigten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Die G7-Staaten müssen aus Sicht der beiden großen Kirchen in Deutschland bei ihren Beratungen und Entscheidungen „zuerst an die Auswirkungen auf die Armen“ denken. Nur dann könne der bevorstehende Gipfel „zur Förderung der weltweiten Gerechtigkeit beitragen“, bekräftigten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Eine wichtige Perspektive müsse die Förderung der globalen Gerechtigkeit sein, betonten die Kirchen weiter. Denn „noch immer befinden sich 90 Prozent des Weltvermögens in den Händen von nur zehn Prozent der reichsten Nationen und die ungleiche Verteilung von Lebenschancen hat sich in vielen Ländern verschärft“. Deshalb erwarten die Kirchen „eine klare Zusage, den Welthandel und die Wertschöpfungsketten gerechter zu gestalten“.
Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen treffen sich am Sonntag und Montag auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen. Das Treffen steht unter dem Motto „An morgen denken, gemeinsam handeln“ und gilt als Vorbereitung für die kommenden UN-Konferenzen zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) und zum Klima. Deutsche Schwerpunkte des Gipfels sind unter anderem Klimavorgaben, Standards beim weltweiten Handel, die Stärkung der Gesundheitssysteme in armen Ländern und die Förderung von Frauen. Außerdem soll ein Fonds für mehr Sicherheit bei Arbeitsstandards weltweit gegründet werden.
Bei all diesen Themen, so die Kirchen, sollten die Staats- und Regierungschefs „zugunsten des globalen Gemeinwohls bereit sein, nationale Eigeninteressen zurückzustellen, vor allem auch, was die Öffnung der Märkte für die Produkte der armen Länder betrifft“.
Kirchen erinnern an 0,7-Prozent-Ziel
Zudem sei es wichtig, dass die G7-Staaten „verbindlich erklären, ihre Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit bis 2020 auf 0,7 Prozent des eigenen Bruttonationaleinkommens anzuheben“. Dies sei oft genug versprochen und nicht eingehalten worden.
Darüber hinaus rufen die Kirchen die G7-Staaten auf, „engagiert auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius hinzuwirken“. Denn es seien oft die Ärmsten, die sich nicht vor den Folgen des Klimawandels schützen könnten.
Wie es aus Regierungskreisen heißt, steht bislang noch nicht fest, ob das Zwei-Grad-Ziel in der Abschlusserklärung des G7-Gipfels festgehalten wird. Noch haben offenbar nicht alle sieben Länder ihre eigenen nationalen Klimaziele definiert.
Bedform-Strohm forderte in einem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag) die G7 zudem auf, über die weltweite Flüchtlingsfrage zu sprechen. Die reichen Länder der Erde trügen hier eine große Verantwortung.