Bistümer Thiès und Bamberg feiern zehnjährige Partnerschaft
Senegal ‐ Das senegalesische Bistum Thiès und das Erzbistum Bamberg haben am Sonntag das zehnjährige Bestehen ihrer Bistumspartnerschaft gefeiert. Erzbischof Ludwig Schick war vor Ort und machte sich bei seiner Senegal-Reise auch Gedanken zum Thema Flucht.
Aktualisiert: 20.12.2022
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Mit einem rund dreistündigen Festgottesdienst in der Kathedrale von Thiès haben das senegalesische Bistum Thiès und das Erzbistum Bamberg am Sonntag das zehnjährige Bestehen ihrer Bistumspartnerschaft gefeiert. Dabei dankten die beiden Bischöfe, Erzbischof Ludwig Schick und André Guèye, für die offizielle Zusammenarbeit.
Durch die Partnerschaft seien Freundschaften entstanden, sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. „Die Partnerschaft Bamberg-Thiès gibt Zeugnis, dass Partnerschaften weltweit möglich sind.“ Ziel müsse es sein, gemeinsam an der Zukunft zu bauen. Die Partnerschaft der beiden Bistümer zeige zudem, dass trotz einer schwierigen Vergangenheit wie Kolonialismus und Ausbeutung, die Vergangenheit überwunden werden könne und es möglich sei, eine „Versöhntheit zu gestalten“. Er danke „von ganzem Herzen den vielen Menschen, die sich in der Partnerschaft engagieren“. Dieses Engagement müsse weitergeführt werden zum Wohl der Menschen auf der ganzen Welt, damit sie im christlichen Sinne zu „Schwestern und Brüdern werden“. Lesen Sie den ausführlichen Reisebericht „On Tour“ von Erzbischof Schick mit Bildern in unserem Weltkirche-Blog.
Die Partnerschaft zwischen Bamberg und Thiès gehe längst über die Diözesen hinaus. Auch die Politik, der Staat und die Stadt profitierten davon, sagte der Bischof von Thiès, André Guèye. Auch Deutschland habe nach dem Zweiten Weltkrieg eine schwierige Entwicklung erlebt. Dieses Beispiel sei aber auch Ansporn für die Partnerschaft. „Die Partnerschaft ist entstanden aus dem Glauben und der Hoffnung heraus, dass positive Früchte entstehen können.“
Zukunft für die Jugend Senegals
An dem Gottesdienst am Sonntag nahmen hochrangige politische Vertreter aus beiden Ländern teil. Der Verteidigungsminister des Senegal, Augustin Tine, übermittelte auch die Grüße vom senegalesischen Präsidenten Macky Sall.
Der Bamberger Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn, gleichzeitig Parlamentarischer Staatssekretär im Entwicklungshilfeministerium, lobte die Partnerschaft zwischen den beiden Diözesen. Es gelte die positiven Kräfte der Religionen zu nutzen, um die internationale Zusammenarbeit zu fördern. Es sei dringend notwendig, dass die Jugendlichen im Senegal eine Zukunft hätten. Mit anderen Ländern soll ein „Pakt für die Zukunft Afrikas“, vergleichbar dem Marshall-Plan für Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen werden.
Der ehemalige Bischof von Thiès, Jacques Sarr, und Erzbischof Ludwig Schick unterzeichneten am 22. September 2007 in Nürnberg den Partnerschaftsvertrag. Die Kontakte reichen jedoch weit bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts zurück. Im Herbst dieses Jahres wird eine Delegation aus dem Bistum Thiès mit Bischof André Guèye an der Spitze im Erzbistum Bamberg erwartet. Am 1.Oktober wird das Partnerschaftsjubiläum auf dem Feuerstein gefeiert.
„Die beste Hilfe für die Flüchtlinge ist, ihre Flucht zu verhindern.“
Der Erzbischof zum Thema Flucht
Während seiner Reise hat sich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick auch mit der Lage abgelehnter Flüchtlinge in ihrer Heimat beschäftigt. Lesen Sie den ausführlichen Reisebericht „On Tour“ von Erzbischof Schick mit Bildern in unserem Weltkirche-Blog. Im Gegensatz zu den Kriegsflüchtlingen aus Syrien und dem Irak machten sich die Flüchtlinge aus dem Senegal und anderen afrikanischen Staaten vorwiegend auf den Weg nach Europa, weil sie für sich und ihre Familien ein besseres Leben suchten. Dafür würden sie oft von allen Angehörigen mit Geld und Gut unterstützt.
„Die Flüchtlinge sind die Hoffnung des ganzen Clans. Wenn diese dann zurückkehren, sind sie die großen Versager vor sich selbst und der Familie. Eine fatale psychische Belastung!“, beobachtet Erzbischof Schick. Die Familien forderten dann direkt oder indirekt das investierte Geld wieder zurück, was für die Zurückgekehrten ein prekärer Stressfaktor werde. Vor der Flucht hätten sie bereits ihre Arbeit auf den Feldern oder in Handwerksbetrieben aufgegeben, die jetzt in anderen Händen seien. Auch die Ehe und Familie vieler sei während der Abwesenheit zerbrochen. „Sie stehen oft in jeder Hinsicht vor dem Nichts“, so der Bamberger Erzbischof.
Damit etliche persönliche Dramen verhindert werden können, fordert Erzbischof Schick eine frühzeitige Aufklärung für afrikanische Flüchtlinge über die Chancen und Bedingungen der Aufnahme in den europäischen Ländern. „Viele haben nur Illusionen von Europa, Nordamerika“, so der Bamberger Erzbischof. Hier seien auch die Medien gefordert. „Vor allem aber ist Entwicklungshilfe nötig, die aber immer nur zur Selbsthilfe dienen darf, die die eigenen Kräfte im eigenen Land mobilisiert und Zukunft und Perspektiven entwickelt. Die beste Hilfe für die Flüchtlinge ist, ihre Flucht zu verhindern.“
Hier geht es zum Weltkirche-Blog mit dem Reisebericht „On Tour“ des Erzbischofs.
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