Haben die „Dreamer“ bald ausgeträumt?
USA ‐ „I have a dream.“ Der berühmte Satz Martin Luther Kings spricht Millionen Einwanderern in den USA aus der Seele. Für viele wird es dieser Tage eng mit ihren Träumen. Besonders für die sogenannten „Dreamer“.
Aktualisiert: 10.03.2017
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Juan Belman ist vor rund 14 Jahren auf abenteuerlichem Weg illegal von Mexiko ins texanische Austin gekommen. Er war zehn, als er mit seiner Mutter und seinem vierjährigen Bruder seinem Vater nachfolgte, der bereits unrechtmäßig in den USA lebte. Juan ist einer von mehreren hundert sogenannten Dreamern an der Universität von Texas in Austin.
„Dreamer“ (Träumer) werden junge Einwanderer genannt, die wie Juan als Kinder illegal in die Vereinigten Staaten gekommen sind. Sie gehen auf US-amerikanische Schulen oder Universitäten und haben sich ein Leben in den USA aufgebaut. Der Name stand ursprünglich für die Abkürzung eines überparteilichen Gesetzesvorschlags von 2001 („Development, Relief and Education for Alien Minors“, DREAM). Dieser sollte Kindern, die mit ihrer Familie illegal in die USA gekommen sind, den Erwerb eines legalen Aufenthaltsstatus ermöglichen. Doch das Gesetz kam nie zustande. Der Name steht aber auch für die Träume und Wünsche junger Einwanderer, die ohne ihr Zutun ins Land gekommen sind.
Juan Belman ist in Texas zur Schule gegangen und studiert nun an der Universität von Texas Anthropologie. Ihm hilft eine Verordnung der Obama-Regierung für Dreamer aus dem Jahr 2012. Diese „DACA“ genannte Regelung gewährt ihm einen jeweils zweijährigen, verlängerbaren Schutz vor Abschiebung. So konnte Juan den Führerschein machen und eine Arbeitsgenehmigung erhalten. Seit 2012 haben etwa 750.000 junge Menschen in den USA an dem Programm teilgenommen.
Nicht geschützt unter DACA sind Familienangehörige von Dreamern, die illegal im Land leben, etwa Juans Vater. Das bereitet Juan große Sorgen. Sein Vater wurde schon 2011 einmal verhaftet und in Abschiebehaft genommen. Er war auf dem Rückweg von der Arbeit von der Polizei angehalten worden, weil sein Beifahrer keinen Sicherheitsgurt trug. 30 Tage war er in der Abschiebehaft, bevor seine Familie ihn mit einer Kaution freibekam.
Poteste bei Obama-Rede zeigten Wirkung
Bekanntheit erlangten Juan und sein Bruder 2014, als sie bei einer Rede von Präsident Barack Obama lautstark Rechte für Einwanderer einforderten. Immer wieder riefen sie: „Stoppt Abschiebungen! Mehr administrative Erleichterungen!“ Obama gab ihm und seinem Bruder im Anschluss Gelegenheit, ihm ihre Geschichte persönlich zu erzählen. Ein Gespräch mit Folgen.
Monate später, im November 2014, erließ Obama eine Verordnung, die auch die Familien von Dreamern schützen sollte. Sie wurde jedoch bereits kurze Zeit später aufgrund eines von republikanisch regierten Bundesstaaten angestrengten Rechtsstreits wieder außer Kraft gesetzt. Ob die neue Trump-Regierung DACA weiter unterstützen wird, ist noch nicht ausgemacht. Im Wahlkampf jedenfalls kündigte Trump an, DACA zu beenden.
Bischof Joe Vasquez von Austin, Migrationsbeauftragter der US-Bischofskonferenz, bezog im Dezember in einem öffentlichen Brief klar Stellung zum Thema Dreamer. Dort heißt es: „Als Katholiken unterstützen wir DACA, denn wir glauben an die Würde eines jeden Menschen und insbesondere unserer Kinder. Diese jungen Menschen sind als Kinder in die USA gekommen und kennen die USA als ihr einziges Zuhause.“
Dreamer wären besonders leicht abzuschieben
Präsident Trump sagte in einer Pressekonferenz Mitte Februar, die Frage der Dreamer sei für ihn ein sehr schwieriges Thema. Die Dreamer „seien unglaubliche Kinder“; er versprach, ihren Status „großherzig“ zu behandeln. Trumps Basis freilich wird langsam ungeduldig und drängt auf die Einhaltung seiner Wahlversprechen in Bezug auf illegale Einwanderer. Der Präsident hat zugesagt, in kürzester Zeit elf Millionen von ihnen abzuschieben. Und der Zugriff auf Dreamer wäre besonders leicht, da ihre Daten gespeichert sind.
Juan setzt sich weiter aktiv für die Rechte von Dreamern und ihren Familien ein. Er träumt davon, einmal an einem Austauschprogramm mit Deutschland teilzunehmen und später für eine internationale Menschenrechtsorganisation zu arbeiten. Ob das Träume bleiben, könnte sich schon bald zeigen.
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