Kritik an nationalem Gebetstag im Südsudan
Südsudan ‐ Regimegegner und Kirchenführer im Südsudan haben den von Staatspräsident Salva Kiir Mayardit ausgerufenen „nationalen Gebetstag“ am vergangenen Freitag kritisiert. Die Gebete sollten sich nicht bloß auf Frieden konzentrieren, sondern auch auf korrumpierte Politiker, hieß es in der Opposition.
Aktualisiert: 30.11.2022
Lesedauer:
Regimegegner und Kirchenführer im Südsudan haben den von Staatspräsident Salva Kiir Mayardit ausgerufenen „nationalen Gebetstag“ am vergangenen Freitag kritisiert. „Die Gebete sollten sich nicht bloß auf Frieden und Versöhnung konzentrieren. Stattdessen sollten wir für korrumpierte Politiker beten und dafür, dass sie die Misswirtschaft beenden“, zitiert das Nachrichtenportal „Sudan Tribune“ Oppositionsführer Mayen Majongdit.
Emotionen und Sympathie könnten die Probleme des Landes nicht lösen, so der Vorsitzende der Liberalen Volkspartei (PLP). Bereits im Vorfeld hatte der katholische Bischof Santo Loku den Gebetsaufruf der Regierung als „politisch motivierte Farce“ kritisiert. Im Interview des Senders „Voice of America“ rief der Weihbischof aus der Diözese Juba die Regierung auf, Angriffe ihrer Armee auf Zivilisten zu stoppen. Südsudans Vizepräsident James Wani Igga wies die Kritik zurück: Nur Gebete könnten Stabilität in das Bürgerkriegsland zurückbringen.
Die Veranstaltung im Mausoleum des verstorbenen Staatsgründers John Garang in der Hauptstadt Juba wurde unter anderen von katholischen und anglikanischen Geistlichen geleitet. Wie südsudanesische Medien berichteten, nahmen zahlreiche Gläubige und Politiker teil, darunter auch Präsident Kiir. Er hatte zuvor einen landesweiten Feiertag ausgerufen und die elf Millionen Südsudanesen aufgefordert, für „Reue und Vergebung“ zu beten. Kiir selbst bekannte am Freitag in einem Gebet: „Ich habe durch meine Gedanken, Worte und Taten gesündigt.“
Im Südsudan herrscht seit 2013 ein ethnisch motivierter Bürgerkrieg. Präsident Kiir liefert sich einen blutigen Machtkampf mit seinem Herausforderer Riek Machar. In dem Konflikt zwischen Regierungstruppen und Rebellen starben bislang rund 50.000 Menschen, mindestens 2,4 Millionen flohen. Die Menschen im Südsudan leiden derzeit zusätzlich unter einer Hungersnot.
© KNA