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Anglikanischer Bischof will Sambias nächster Präsident werden

Lusaka ‐ Bekommt Sambia einen Regierungschef mit Kutte und Kreuz? Bischof Trevor Mwamba könnte es möglich machen. Er will eine saubere Politik betreiben - als Oberhirte für 18 Millionen Sambier.

Erstellt: 17.07.2021
Aktualisiert: 28.12.2022
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In vier Wochen wählt Sambia einen neuen Präsidenten. Das Land im Süden Afrikas gehört zu den stabilsten Demokratien des Kontinents; allerdings brodelt es politisch schon seit längerem. Der Urnengang am 12. August gilt als Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Präsident Edgar Lungu (64) und Oppositionsführer Hakainde Hichilema (59). Beide politischen Schwergewichte sehen sich schon als neuen Staatschef. Allerdings machen sie die Rechnung ohne ihn, den Mann mit Kutte und Kreuz: Trevor Mwamba ist anglikanischer Bischof und stellt sich ebenfalls zur Wahl. Die Sambier hätten genug von Politikern, ist er überzeugt. Der 63-Jährige will der Bevölkerung von 18 Millionen ein „Hirte“ sein.

„Ich bin bereit. Mein ganzes Leben lang war ich bereit dafür“, sagte Mwamba diese Woche in einem Webinar der Organisation Good Governance Africa. Er sieht Politik „keineswegs“ als ein schmutziges Geschäft. „Es sind die Menschen, die sie schmutzig machen.“ So denken zuletzt zusehends mehr Sambier. Bei einer Umfrage des Instituts Afrobarometer gaben vor kurzem drei Viertel der Befragten an, das Land steuere in die „falsche Richtung“. Zwei Drittel waren überzeugt, dass „einige“ oder die „meisten“ Mitarbeiter des Präsidenten in Korruption verwickelt seien. Noch schlechter schnitten Parlamentarier und Beamte ab. „Sambia ist ein Land mit reichen Ressourcen“, sagt Mwamba; „wir sind gesegnet mit Bodenschätzen, so dass wir nicht dort sein sollten, wo wir derzeit stehen.“

Mwamba wurde 1958 in Sambia als Diplomatensohn geboren. Auch er strebte eine Diplomatenkarriere an und studierte Rechtswissenschaften. „Doch als ich mein Studium beendet hatte, fühlte ich mich plötzlich zur Kirche hingezogen. Ich konnte nicht widerstehen.“ In Großbritannien studierte er Theologie, wurde 1985 zum Priester geweiht und war von 2005 bis 2012 anglikanischer Bischof von Botswana. Mehrere Jahre lebte er als Ehemann der botswanischen Botschafterin in Berlin. Die Rückkehr nach Sambia und der Eintritt in die Politik zu Jahresbeginn sei für ihn „kein Widerspruch“ zu seinem geistlichen Amt – eher die Fortsetzung seiner „heiligen Reise“, so Mwamba.

Etliche Beobachter betrachten den Polit-Bischof als chancenlos. Mwamba geht für die älteste Partei des Landes, die Vereinte Nationale Unabhängigkeitspartei (UNIP), ins Rennen. Die Bewegung von Staatsvater Kenneth Kaunda, der vorigen Monat starb, regierte das Land von der Unabhängigkeit von Großbritannien 1964 bis 1991. Nach Einführung des Mehrparteiensystems folgte ein rasanter Abstieg. Beobachter sprachen zuletzt von einer „Partei auf Irrwegen“, die zwar die Freiheit und kostenlose Schulbildung gebracht habe, aber nicht mit der Realpolitik des 21. Jahrhunderts zurechtkomme. Dennoch ist Mwamba überzeugt: „Es geht darum zu erkennen, was die Sambier wollen, und um Sambias Zukunft. Ich bin ein Bischof, ein Hirte. Und Sambia braucht zu diesem Zeitpunkt einen Hirten und Versöhner.“

Für seine Regierung will Mwamba nach eigenen Worten auf „volle Transparenz“ setzen. Mit ihm werde es keine Vetternwirtschaft mehr geben; Behörden und Kabinett würden mit Pragmatikern besetzt. Zudem wolle er gegen diskriminierende Gesetze vorgehen, darunter auch die staatliche Verfolgung Homosexueller. „Wir sind alle Gottes Kinder“, betont der Bischof, und die Umwelt sei ein „makelloses Geschenk des Herrn“. Als eine seiner ersten Amtshandlungen wolle Mwamba einen „Klima-Zaren“ als Umweltminister einsetzen. Ausländische Unternehmen werde er als wichtigen Beschleuniger für Sambias Entwicklung anwerben. Diese müssten aber „einen Mehrwert für unsere Ressourcen und die Bevölkerung bringen“. Im Mittelpunkt von allem stünden die Menschen.

Mehrmals schon seien in seinem Leben Dinge entgegen aller Wahrscheinlichkeit passiert, so Mwamba. Dazu zählt er, dass seine lange Zeit unfruchtbare Mutter nach einem Gebet acht Kinder zur Welt gebracht habe. Mit Blick auf seine Kandidatur sagt er: „Wunder passieren – und auch diesmal soll es so sein.“ 

Von Markus Schönherr (KNA)

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