Rosa von Lima – die erste Heilige Amerikas
Peru ‐ Das Leben der Rosa von Lima war geprägt von zahlreichen Qualen. Viele davon fügte sie sich in tiefer Religiosität selbst zu. Doch Rosa hatte auch eine zärtliche Seite - gegenüber Indios und Stechinsekten.
Aktualisiert: 21.08.2017
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Das Leben der Rosa von Lima war geprägt von zahlreichen Qualen. Viele davon fügte sie sich in tiefer Religiosität selbst zu. Doch Rosa hatte auch eine zärtliche Seite - gegenüber Indios und Stechinsekten.
So hart sie zu sich selber war, so liebevoll ging sie mit Mücken um. Bei der Hütte der Rosa von Lima, so berichtet eine Legende, lebten viele Moskitos. Kaum, dass jemand in ihre Nähe kam, stürzten sich die Plagegeister auf den Betreffenden. Nur Rosa verschonten sie. Ihre Erklärung dafür lautete: Sie habe sich mit den Tieren angefreundet, nun sängen sie gemeinsam zum Lobe Gottes. Einem Gast soll Rosa dieses Kunststück einmal vorgeführt haben. In der Legende heißt es: „Und zum Erstaunen des Besuchers begannen die Moskitos so zu summen, dass ihr Gesurre gemeinsam mit dem Gesang der Heiligen wundervolle Harmonien ergab.“
Vor Stichen also wusste Rosa sich zu schützen – und tat sich selbst viel schlimmere Qualen an. Immer wieder gab sie sich in ihrer tiefen Religiosität strengen Bußübungen hin: Sie fastete drei Tage pro Woche. Sie schlief in einem Lager aus harten Holzplanken und Scherben. Sie verbrannte ihre Hände in ungelöschtem Kalk. Sie trug eine schmiedeeiserne Dornenkrone auf dem Kopf und eine Stachelkette um den Körper. So groß war dadurch ihre Pein, dass ihre Beichtväter schließlich gegen diese Selbstgeißelung einschritten. Alt werden sollte Rosa trotzdem nicht.
Rosa wurde am 20. April 1586 in Lima geboren, der heutigen Hauptstadt Perus. Ebendort starb sie vor 400 Jahren am 24. August 1617 – im Alter von nur 31 Jahren. Doch in diesen 31 Jahren hat Rosa Spuren hinterlassen, die sie bis heute im Gedächtnis der Menschen halten.
Zur Welt kam Rosa als Tochter spanischer Eltern; Peru war damals spanisches Vizekönigreich. Nach ihrer Geburt bekam sie erst einen anderen Namen als den, unter dem sie heute bekannt ist: Isabel – laut anderer Schreibungen Isabella – Flores de Oliva. Wie der Wandel zu Rosa kam? Mal heißt es, eine Hausdame habe das Mädchen als so schön wie eine Rose empfunden und es nur noch so gerufen. Anderen Überlieferungen zufolge sah Rosas Mutter bei der Taufe ihrer Tochter eine Rose über dem Kopf des Mädchens schweben.
Mit 16 – anderen Quellen zufolge 20 – Jahren trat Rosa dem Dritten Orden der Dominikaner bei. Sie bezog eine Holzbaracke im Garten ihrer Eltern. Dort lebte sie nach den Ordensregeln, geißelte sich und bändigte die Mücken. Sie selbst war weniger zahm – dem Klerus gegenüber. Diesen kritisierte Rosa wegen seines mitunter ausschweifenden Lebensstils ebenso wie die spanischen Kolonialisten für ihren teils grausamen Umgang mit den Indios, denen sie häufig half. Um 1614 gründete sie dann das erste kontemplative Kloster Südamerikas, das Kloster der Katharina von Siena, benannt nach der von Rosa verehrten Heiligen, die wie sie selbst eine Mystikerin war.
Kaum 31 geworden, sagte Rosa auf einmal voraus, binnen vier Monaten zu sterben. Tatsächlich befiel sie eine schwere Krankheit. Rosa soll die Schmerzen geduldig ertragen haben. Zwei schon beerdigte Tote hat Rosa der Legende nach in ihrem Leben aufgeweckt – sie selbst starb schließlich unwiderruflich.
Vergessen aber ist sie längst nicht. Und das nicht nur wegen ihrer Heiligsprechung durch Papst Clemens X. im Jahr 1671, wodurch sie zur ersten Heiligen Amerikas wurde. In Deutschland lebt sie heute im Bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat weiter. Die deutschen Bischöfe beschlossen am 30. August 1961, dem damaligen Gedenktag der Rosa von Lima, am nächsten Weihnachtsfest bundesweit Spenden für die Kirche in Lateinamerika zu sammeln. Daraus wurde Adveniat.
In Südamerika wird Rosa als Schutzheilige verehrt, ebenso auf den Philippinen. Und diese Heilige, sie hat tatsächlich einen Schein: Ihr Porträt ziert den 200-Sol-Schein der peruanischen Nationalbank. Sollte jemand einen solchen stehlen und dann wieder zurückgeben – er zählte zu den reuigen Sündern. Deren Patronin ist Rosa ebenso wie die der Blumengärtner. Darüber hinaus rufen Gläubige sie als Helferin bei Geburten und Familienzwist an. Und damit der Wohltaten nicht genug: Rosa wirkt auch gegen Grind und Wunden. Mückenstiche inklusive.
Von Christopher Beschnitt (KNA)
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