Missio-Petition für indische Christen
Petition ‐ Dieses Mal sind es Männer, die befreit werden müssen: Im indischen Bundesstaat Odisha fordern Christinnen die Freilassung ihrer unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilten Ehemänner. Das Internationale Katholische Missionswerk Missio unterstützt sieben dieser Frauen mit der Petition #freeourhusbands („Lasst unsere Männer frei“), die am Freitag gestartet wurde. Sie läuft bis zum 31. März 2018.
Aktualisiert: 21.04.2017
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Dieses Mal sind es Männer, die befreit werden müssen: Im indischen Bundesstaat Odisha fordern Christinnen die Freilassung ihrer unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilten Ehemänner. Das Internationale Katholische Missionswerk Missio unterstützt sieben dieser Frauen mit der Petition #freeourhusbands („Lasst unsere Männer frei“), die am Freitag gestartet wurde. Sie läuft bis zum 31. März 2018.
Die Petition richtet sich an den indischen Premierminister Narandra Modi und den Ministerpräsidenten des Bundesstaates Odisha, Naveen Patnaik. „Das traurige Schicksal dieser Christen und ihrer Familien steht stellvertretend für die drohende Aushöhlung der Religionsfreiheit in Indien überhaupt“, so Missio-Präsident Prälat Krämer.
Die Missio-Kampagne läuft gleichzeitig mit der indischen Petition #Release7InnocentsofKandhamal für diese sieben Christen an, die von Oswald Kardinal Gracias, dem Vorsitzenden der indischen Bischofskonferenz, gestartet wurde.
Die Petition #freeourhusbands läuft bis zum 31. März 2018. Sie wird der kommenden Bundesregierung überreicht, die sie an die indischen Politiker übergeben soll.
Hintergrund
Die verurteilten Christen sollen im August 2008 einen nationalistischen Hindu-Geistlichen ermordet haben. Der Mord löste mehrmonatige Gewalttaten gegen Christen in rund 400 Dörfern in Kandhamal aus. Zwar sind die Vorwürfe längst entkräftet und maoistische Rebellen haben die Verantwortung für die Tat übernommen, aber die unschuldigen Christen kommen nicht frei.
Sie gehören der indigenen Bevölkerung der Adivasi an oder sind zum Teil Dalits, sogenannte Unberührbare, die in der indischen Kasten-Gesellschaft ausgegrenzt werden. „Wir haben ihre Ehefrauen in Kandhamal besucht, sie und ihre Familien leiden unglaublich unter der Trennung“, so Prälat Krämer weiter. Manche seien krank geworden, ihre Familien hielten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser.
Einige der Frauen haben laut Missio ihre Heimatdörfer verlassen und fühlen sich entwurzelt. Gute Anwälte für ein Revisionsverfahren könnten sie sich bisher kaum leisten. Unterstützung bekämen sie allein von mutigen Priestern und Laien der Kirche in Kandhamal, die Missio Aachen fördert. „Jede Unterschrift unter #freeourhusbands gibt diesen Frauen und ihren Familien eine Stimme gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit“, sagt Prälat Krämer und ruft zur Teilnahme an der Petition auf.
Die Petition fordert im Namen ihrer Ehefrauen und Familien die Freilassung von Budhadev Nayak, Sanatan Badamajhi, Gharanath Sanseth, Duryadhan Sunamajhi, Bhaskar Sunamajhi, Munda Badmajhi und Bijay Sanseth.
Menschenrechtler sehen die säkulare Demokratie in Gefahr
Die Missio-Petition macht noch auf ein anderes Problem aufmerksam: „Hindu-Fundamentalisten missbrauchen die Religion für eine nationalistische Politik, darunter leiden Christen, Muslime, Angehörige anderer Minderheiten und moderate Hindu gleichermaßen“, erklärt Prälat Krämer. Aus der säkularen Demokratie droht laut indischen Menschenrechtlern ein religiös-nationalistischer Hindu-Staat zu werden. „Sie fürchten den Verlust der indischen Seele, der Vielfalt und Toleranz der indischen Kultur“, fügt Prälat Krämer hinzu.
Schließlich wolle Missio mit der Petition #freeourhusbands an die Opfer der mehrmonatigen Unruhen gegen Christen in Kandhamal 2007 und 2008 erinnern. „Ihnen ist längst noch nicht juristische Gerechtigkeit widerfahren, das müssen wir wieder auf die politische Agenda bringen“, fordert Prälat Krämer. Rund 100 Christen wurden vor zehn Jahren getötet, mehr als 50.000 mussten fliehen, mehrere tausend Wohnhäuser brannten nieder, etwa 300 kirchliche Gebäude wurden zerstört. Von den rund 84.000 Beschuldigten sind nach Angaben der indischen Menschenrechtsorganisation „Initiative to Justice, Peace and Human Rights“ bisher lediglich 477 Täter verurteilt worden, darunter zwei wegen Mordes. Rund 255 Strafverfahren sind immer noch anhängig.
© Missio